Direkt zu:

Interviews
29.07.2024

Interview des Monats mit Prof. Stefan Fröhling Wie flächendeckende Präzisionsonkologie funktioniert

Heidelberg (pag) – Eine geeignete Infrastruktur, Fachwissen, interdisziplinäre Zusammenarbeit und nicht zuletzt „erhebliche finanzielle Mittel“: Diese Anforderungen müssen erfüllt werden, um Präzisionsonkologie skalierbar – das bedeutet: für alle Patienten zugänglich zu machen. Im „Interview des Monats“ erläutert Prof. Stefan Fröhling, Experte für Translationale Medizinische Onkologie, unter anderem, welche Rolle dabei das Modellprojekt Genomsequenzierung spielt.

Was sind die Voraussetzungen dafür, um Präzisionsonkologie skalierbar zu machen?
Die flächendeckende Anwendung der Präzisionsonkologie ist mit vielen Anforderungen verbunden. Diese betreffen vor allem die Infrastruktur zur Erzeugung umfassender molekulargenetischer Daten an spezialisierten Zentren und das Fachwissen, das zur Interpretation der Ergebnisse und ihrer Übertragung in die Klinik nötig ist. Letzteres erfordert die enge Einbindung von Disziplinen, die bisher nicht an der onkologischen Versorgung beteiligt waren, zum Beispiel der Bioinformatik und eine Erweiterung der ärztlichen Ausbildung. Um diese Voraussetzungen zu erfüllen und dadurch die Krebsmedizin nachhaltig zu verbessern, werden erhebliche finanzielle Mittel benötigt.

Welche Hürden sind dafür hierzulande besonders schwer zu überwinden?
Die Zusammenarbeit von Experten über Disziplinen und Standorte hinweg: In Deutschland besteht eine große Herausforderung darin, alle für die moderne Präzisionsonkologie nötigen Kompetenzen zusammenzubringen und in standardisierten und qualitätskontrollierten Arbeitsabläufen zu bündeln. Hierzu ist die enge Kooperation zwischen verschiedenen Disziplinen und Institutionen unabdingbar, um komplementäre Expertisen zum Wohl der Patienten optimal zu nutzen.

Inwiefern kann das Modellvorhaben Genomsequenzierung dabei helfen, dass Präzisionsonkologie allen in Frage kommenden Patienten zur Verfügung steht?
Molekular informierte Therapien können die Prognose von Krebspatienten verbessern. Hieraus resultieren Bestrebungen, möglichst breite Methoden der molekularen Diagnostik einzusetzen, bis hin zur Genomsequenzierung. Das Modellvorhaben Genomsequenzierung schafft erstmals die Voraussetzungen für eine flächendeckende klinische Verankerung dieser Methode. Ausgewiesene Zentren und Netzwerke in ganz Deutschland werden klinische Genomanalysen durchführen, deren Ergebnisse auf einer bundesweiten Plattform für genetische Daten gesammelt werden, die Gesundheitsversorgung und Forschung miteinander verbindet. So werden die Voraussetzungen für Einbettung der Genommedizin in die Onkologie geschaffen.

Verwandte Artikel