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Umfragen

02/2013 Auf dem Weg in die „ADHS-Epidemie“?

Die Barmer GEK warnt anlässlich ihres kürzlich veröffentlichen Arztreports 2013, dass in Deutschland eine „Generation ADHS“ heranwachse. Der Studie zufolge stieg zwischen 2006 und 2011 bei Kindern und Jugendlichen unter 19 Jahren der Anteil derer mit diagnostizierter Aufmerksamkeits- / Hyperaktivitäts-störungen (ADHS) um 42 Prozent (von 2,92 auf 4,14 Prozent). Altersübergreifend ist der Bevölkerungsanteil mit einer ADHS-Diagnose sogar um 49 Prozent gestiegen (von 0,61 auf 0,92 Prozent). Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, Vorstandsvize der Barmer GEK, erscheint dieser Anstieg inflationär: „Pillen gegen Erziehungsprobleme sind der falsche Weg“, sagt er. Der Report legt nahe, dass Diagnosen zu leichtfertig gestellt und zu oft medikamentös therapiert wird. Doch ist das wirklich so oder macht es sich die Kasse mit dieser Erklärung zu einfach? Denkbar wäre auch, dass die Diagnosen deshalb ansteigen, weil die Krankheit früher als solche gar nicht erkannt wurde. Erst in jüngster Zeit ist bei den Ärzten ein Bewusstsein dafür entstanden, dass ein vermeintlicher „Zappelphilipp“ unter einer ernsthaften Krankheit leiden könnte.

Was denken Sie – wie bewerten Sie den starken Anstieg von ADHS-Diagnosen?

Die Diagnosen steigen nur deshalb so drastisch an, weil Ärzte und Eltern zu schnell mit der Diagnose bei der Hand sind.
154 Stimmen
63.37 %

Früher war die Krankheit extrem unterdiagnostiziert, insofern ist der Anstieg ganz normal.
86 Stimmen
35.39 %

Dazu habe ich keine Meinung.
3 Stimmen
1.23 %
Das Ergebnis dieser Umfrage ist nicht repräsentativ.

Hinweis: Die Umfrage wurde in der Zeit vom 27. Februar bis 6. März 2013 durchgeführt.

Die ADHS-Diagnosen steigen nur deshalb so drastisch an, weil Ärzte und Eltern zu schnell mit der Diagnose bei der Hand sind. 63,4 Prozent der Umfrageteilnehmer – ein deutliche Mehrheit – vertritt diese Ansicht. Dagegen sind 35,4 Prozent davon überzeugt, dass die Krankheit früher extrem unterdiagnostiziert gewesen und der deutliche Anstieg insofern ganz normal sei. Lediglich 1,2 Prozent der Teilnehmer haben zum starken Anstieg von ADHS-Diagnosen keine Meinung.

Für verbesserte Behandlungsmöglichkeiten von Patienten wirbt indes die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). Die hauseigene Vertragswerkstatt hat ein Konzept entwickelt, das seit einigen Jahren in Baden-Württemberg praktiziert wird. „Es gibt intensivere und besser finanzierte Therapiemöglichkeiten für Kinder und Jugendliche. Die Betroffenen gewinnen dadurch deutlich mehr an Lebensqualität“, sagt KBV-Vorstand Regina Feldmann. Sie bezieht sich dabei auf die Evaluation des AD(H)S-Vertrages von der Universität Marburg.