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03.03.2023

Arzneimittelengpässe ALBVVG-Anhörung: „Richtige Richtung“, aber …

Hamburg/Berlin (pag) – Anlässlich der Verbändeanhörung zum geplanten „Gesetz zur Bekämpfung von Lieferengpässen bei patentfreien Arzneimitteln und zur Verbesserung der Versorgung mit Kinderarzneimitteln“ (ALBVVG) melden sich mehrere Akteure zu Wort. Richtig zufrieden ist mit den Plänen niemand.

Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse (TK), würdigt positive Elemente des Gesetzes wie die Einrichtung eines Frühwarnsystems und eine verpflichtende Bevorratung. Problematisch sei allerdings, dass „die Politik vor allem mit pauschalen Preiserhöhungen die Liefersicherheit von Arzneimitteln erhöhen will“. Diese Gleichung werde nicht aufgehen. Vielmehr müssten höhere Preise an klare Maßnahmen seitens der Hersteller geknüpft sein, die die Liefersicherheit von Medikamenten auch tatsächlich erhöhen, indem sie robustere und diversifizierte Lieferketten aufstellen, argumentiert der Kassenchef.

Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) wertet den Referentenentwurf als einen zaghaften Schritt „in die richtige Richtung“. Hauptgeschäftsführer Dr. Kai Joachimsen findet es richtig, dass Kostendruck als Ursache und Preisgestaltung als entscheidender Hebel zur Verbesserung der Versorgungssituation gesehen werden. Er kritisiert jedoch, dass sich die geplanten Maßnahmen nur auf sehr kleine Teilbereiche beziehen und nicht konsequent umgesetzt werden. „Der Flaschenhals bleibt gleich eng, da hilft es nicht, wenn am Bodensatz mit hohem bürokratischem Aufwand herumgebastelt wird.“ Joachimsen erwartet daher keine nennenswerten Verbesserungen.

Mehr Entscheidungsspielraum bei der Abgabe von vorrätigen Medikamenten und einen angemessenen Engpass-Ausgleich als Honorierung für den entstehenden Aufwand, fordert die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) für die Apotheken. Diese müssten im Notfall eigene Rezepturen und Defekturen anfertigen dürfen. Der Verband moniert, dass das geplante Gesetz die Problematik der Lieferengpässe nicht an der Wurzel bekämpfe.

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