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08.06.2018

Hauptstadtkongress AMNOG-Report 2018: mehr Mischpreise, mehr Schiedsverfahren

Berlin (pag) – Aktuelle Trends beim AMNOG-Verfahren: Die Anzahl der Schiedsverfahren steigt, ebenso die Zahl der Wirkstoffe mit Mischpreisen. Darauf weist Julian Witte, Mitautor des AMNOG-Reports 2018 der DAK-Gesundheit, bei der Vorstellung der Studie auf dem Hauptstadtkongress hin.

Bis Ende 2017 durchliefen 186 neue Wirkstoffe in 277 Verfahren eine frühe Nutzenbewertung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA). Witte, Universität Bielefeld, weist darauf hin, dass der Anteil der Verfahren für onkologische Wirkstoffe gestiegen ist: Dieser lag 2014 und 2015 noch bei jeweils circa 30 Prozent, stieg 2016 auf 45 Prozent und beträgt in 2017 57 Prozent. Dem Report zufolge werden neue, nutzenbewertete Wirkstoffe in der Regel fachärztlich verordnet. Im Durchschnitt sind lediglich knapp 31 Prozent der Ärzte, die AMNOG-Arzneimittel verordnen, Hausärzte. Besonders deutlich zeigt sich dieser Trend in der Onkologie: Über 90 Prozent aller Ärzte, die neue Onkologika verschreiben, sind Fachärzte.
Der AMNOG-Report widmet sich auch den aktuellen Herausforderungen Mischpreis und Arztinformationssystem (AIS). „Das Mischpreisproblem sollte gelöst werden, bevor wir das Arztinformationssystem aufsetzen“, so Witte. Bei der folgenden Podiumsdiskussion macht sich Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit, dafür stark, dass System zunächst in einer Region auszuprobieren, bevor nach einer engmaschigen Evaluation der große Roll-Out erfolge. Antje Behring, kommissarische Leiterin der G-BA-Abteilung Arzneimittel, favorisiert beim AIS eine Variante, die den Ärzten aufbereitete Beschlüsse des Gemeinsamen Bundesausschusses zur Verfügung stellt. „Man kann es etwas knackiger formulieren.“
Stichwort Mischpreise: Dazu heißt es in dem Report unter anderem, dass diese eine „Behelfs- bzw. Kompromisslösung“ aufgrund der fehlenden gesetzlichen Systematik seien. Für bislang 26 Prozent aller neuen Wirkstoffe sei ein Mischpreis vereinbart worden, da nur für einen Teil des zugelassenen Anwendungsgebietes ein Zusatznutzen nachgewiesen wurde. Im Report werden drei Alternativen vorgestellt: indikationsspezifische Preise, Weiterentwicklungen des Mischpreises sowie Teilverordnungsausschlüsse. Letzteres ist für Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen, „überhaupt keine Alternative“, wie sie bei der Diskussion betont.

Der AMNOG-Report 2018 kann im Internet nachgelesen werden:
https://www.dak.de/dak/download/amnog-report-2018-1985462.pdf