Direkt zu:

22.10.2021

WIdO-Analyse AOK bemängelt Lücken bei Krebsvorsorge

Berlin (pag) – Krebsfrüherkennungsprogramme sollen und können Leben retten. Dennoch fielen zahlreiche Untersuchungen der Pandemie zum Opfer. Aber schon vor Corona lief beim Thema Vorsorge längst nicht alles optimal. Das zeigt eine aktuelle Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).

Der Analyse zufolge werden die Untersuchungen von den Versicherten sehr unterschiedlich angenommen. Besonders gut schneidet demnach die Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung ab. 83 Prozent der 29- bis 40-jährigen Frauen haben in mindestens drei der vergangenen zehn Jahre an der Untersuchung teilgenommen, unter den 41 bis 70 Jahre alten waren es 65 Prozent. Dr. Gerhard Schillinger, Leiter des Stabs Medizin im AOK-Bundesverband, spricht von einer „Erfolgsgeschichte“. Seit 1971 sei es durch die Vorsorge gelungen, die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen auf ein Viertel zu reduzieren.

Weniger erfreulich sind die Zahlen dagegen bei anderen Untersuchungen. Gerade mal 30 Prozent der 54 bis 70 Jahre alten Männer haben in mindestens drei der vergangenen zehn Jahre an der Prostatakrebs-Früherkennung teilgenommen. Auch bei der Darmkrebs-Vorsorge wurde laut WIdO rund die Hälfte der 65-jährigen Frauen und Männer in den zurückliegenden zehn Jahren weder mit Koloskopie noch mit Stuhltests erreicht. „Die Ergebnisse machen deutlich, dass wir in der Krebsfrüherkennung schon vor der Pandemie erheblich Luft nach oben hatten“, resümiert AOK-Vorstandschef Martin Litsch.

Im Zuge der coronabedingten Kontaktbeschränkungen hat sich die Lage weiter verschlechtert. In fast allen Bereichen fielen laut WIdO Vorsorgeuntersuchungen aus. Einer neuen forsa-Umfrage im Auftrag der AOK zufolge hat erst ein Drittel der Betroffenen den Termin nachgeholt, weitere 44 Prozent wollen das immerhin noch tun. Die Umfrage zeigt jedoch auch, dass knapp jeder und jede vierte Befragte sich gar nicht für diese Untersuchungen interessieren. Generell meiden demnach viele Menschen das Gesprächsthema Vorsorge im persönlichen Umfeld. Gut ein Fünftel der Umfrageteilnehmer begründet dies mit Schamgefühlen, 35 Prozent sind der Ansicht, dass das Thema mit Tabus behaftet ist.