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25.05.2022

Nach Modellprojekt Apotheken wollen weitere Impfungen durchführen

Berlin (pag) – Apotheken impfen gegen Grippe – was als Modellprojekt begann, soll jetzt in die Regelversorgung kommen. Über Lektionen und Aussichten wird auf einer Veranstaltung des Herstellers Pfizer diskutiert.

Ende 2020 startete in der Region Nordrhein ein Modellprojekt zu Grippeimpfungen in Apotheken. Zunächst hätten sich nur vier Städte daran beteiligt, mittlerweile sei es die ganze Region, berichtet Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein. Partner ist die AOK Rheinland/Hamburg, Anfang 2022 sind noch einige Betriebskrankenkassen hinzugekommen.

Impfungen aus der Apotheke sind „qualitativ genauso gut und genauso sicher“ wie Immunisierungen aus der Arztpraxis, davon ist Preis überzeugt. Die impfenden Pharmazeuten erhielten eine spezielle Schulung, die mit dem Robert Koch-Institut und der Bundesärztekammer abgestimmt ist, das sei selbst bei Ärzten nicht immer der Fall.

Die wissenschaftliche Evaluierung des Projektes hat das Beratungsunternehmen May und Bauer durchgeführt. Demnach konnte die Zahl der Impfungen gesteigert werden, insbesondere bei 50- bis 60-Jährigen habe es eine hohe Nachfrage gegeben, berichtet Geschäftsführerin Cosima Bauer. 20 Prozent der Impflinge hätte sich zum ersten Mal überhaupt gegen Grippe impfen lassen. Als Grund für die Impfung in der Apotheke wurde die leichte Erreichbarkeit angegeben, und dass man keinen Termin vereinbaren musste. Bezüglich der Kompetenz der Apotheker stellte Bauers Team eine „hundertprozentige Zufriedenheitsrate“ fest. Die meisten Kunden erfuhren in der Apotheke selbst vom Angebot, weshalb Bauer „großes Potenzial“ in offensiver Werbung sieht.

Mit einem Änderungsantrag zum Pflegebonus-Gesetz sollen Grippeimpfungen zur Regelleistung in Apotheken werden. „Das ist genau der richtige Weg“, lobt Preis. Er und Bauer könnten sich sogar vorstellen, dass Pharmazeuten zukünftig auch gegen Pneumokokken und FSME impfen. Die Ärzteschaft sieht dies bekanntermaßen kritisch. Impfen sei eine „urärztliche Aufgabe“ und es sei „kontraproduktiv“, die Aufgabe auf andere Professionen zu übertragen, sagte Bundesärztekammer Präsident Dr. Klaus Reinhardt kürzlich.

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