DEGAMArmut macht krank
Berlin (pag) – Wie gesund oder krank jemand ist, hängt in Deutschland stark vom sozialen und sozioökonomischen Umfeld ab. Dennoch wird die soziale Dimension von Gesundheit und Krankheit zu häufig ignoriert. Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) fordert daher in einem neuen Positionspapier einen Perspektivwechsel.
„Statt immer mehr Maßnahmen zur Früherkennung anzubieten, müssen wir echte Prävention in den Lebenswelten der Menschen machen, um alle sozialen Milieus anzusprechen“, sagt DEGAM-Präsident Prof. Martin Scherer. Inzwischen sei wissenschaftlich gut belegt, dass Früherkennungsmaßnahmen vor allem diejenigen erreichen, die sozial privilegiert sind und geringere gesundheitliche Risiken haben. „Die sozial durchaus heterogene Bevölkerung machen wir aber nicht mit noch mehr Früherkennung gesünder, sondern mit mehr Prävention.“ Der Allgemeinmediziner räumt ein, dass es auch sinnvolle Angebote zur Früherkennung gebe – aber eben auch viele Maßnahmen, für die eine solide Evidenz fehle.
In ihrem Positionspapier zur sozialen Gesundheit hat die DEGAM aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse zusammengefasst und Vorschläge gemacht, wie die soziale Gesundheit gestärkt werden kann. Die wichtigsten Positionen der Fachgesellschaft lauten unter anderem:
- Mehr Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen soziökonomischer Situation und Gesundheit entwickeln;
- Fehlverteilung zwischen Arm und Reich mindern: Je höher die Krankheits- und Problemlast, desto besser verfügbar muss die medizinische Versorgung sein;
- Hilfe für diejenigen schaffen, die helfen: Rahmenbedingungen für die hausärztliche Praxis verbessern;
- Kontakte bahnen, niedrigschwellige Zugänge schaffen und Kooperation zwischen hausärztlicher Praxis und sozialer Beratung ausbauen.
Von der Politik verlangt die Fachgesellschaft die vorhandenen Ressourcen „effizienter und gerechter“ zu verteilen.