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01.06.2023

Report Baas: Politik muss Arzneimittelpreise ganzheitlich angehen

Hamburg (pag) – Die GKV-Ausgaben für patentgeschützte Arzneimittel haben sich innerhalb von fünf Jahren fast verdoppelt. Das ist ein Ergebnis des neuen Reports „Arzneimittel-Fokus – Pillen, Preise und Patente“ der Techniker Krankenkasse (TK).

Die Bruttoausgaben für patengeschützte Arzneimittel liegen im Jahr 2018 bei rund 14,6 Milliarden Euro. 2022 gibt die GKV dafür rund 28 Milliarden Euro aus – das entspricht fast der Hälfte der Arzneimittelausgaben insgesamt. Allerdings macht diese Medikamentengruppe den Berechnungen der Kasse zufolge etwa sechs Prozent des Gesamtverbrauchs aus.

Dr. Jens Baas, Vorsitzender des TK-Vorstands, kritisiert, dass die Ausgaben für patentgeschützte Arzneimittel „nahezu ungebremst“ stiegen. Dabei sei nicht nachvollziehbar, auf welcher Grundlage die „extrem hohen Preise“ zustande kommen. Die Hersteller könnten die Preise zunächst völlig frei festsetzen, die Forschungs- und Entwicklungskosten seien jedoch nicht transparent. „Diese Fehler im System muss die Politik beheben", fordert er. 

Der TK-Report zeigt Marktstrategien, wie die Pharmaindustrie den Patentschutz möglichst lange aufrechterhalte, um von der Marktexklusivität und hohen Preisen zu profitieren. Genannt wird beispielsweise das sogenannte „Evergreening“, bei dem durch geringfügige Änderungen die Patentdauer eines Arzneimittels verlängert werde.

Eine weitere Strategie sei, ein Medikament, das für die Behandlung einer Krankheit zugelassen ist, vom Markt zu nehmen, um es dann für eine andere Indikation wieder auf den Markt zu bringen – zum Vielfachen des ursprünglichen Preises. Nach TK-Angaben stieg der Preis für den Wirkstoff Alemtuzumab um das 42-fache, der des Wirkstoffs Ofatumumab um das 23-fache: Beide waren zunächst zur Behandlung von Krebs zugelassen und kamen dann als Arzneimittel zur Behandlung von Multiple Sklerose auf den Markt. „Die Politik muss das Thema Arzneimittelpreise ganzheitlich angehen, mit dem Ziel, zu fairen Preisen und fairen Gewinnen zu kommen“, lautet das Fazit von Baas.

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