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25.09.2020

Report Barmer für Ausweitung der Mindestmengenregelung

Berlin (pag) – Eine größere Behandlungsmenge führt zu besserer Behandlungsqualität – zu diesem Urteil kommt der Barmer-Krankenhausreport 2020. Mit einer Konzentration von Krankenhaus-Leistungen ließen sich demnach viele Todesfälle verhindern.

Für den Report haben Wissenschaftler des RWI – Leibnizinstituts für Wirtschaftsforschung anhand von fünf komplexen Eingriffen den Zusammenhang von Behandlungsmenge und -qualität untersucht. Unter anderem verglichen sie Daten verschiedener Kliniken zu Komplikationen, 30-Tage-Sterblichkeit und Wiedereinweisungen nach einem Eingriff. Für drei der fünf Indikationen konnte das Team um Studienautor Prof. Boris Augurzky einen Zusammenhang zwischen Menge und Qualität der Behandlungen nachweisen. Allerdings stoße man „an die Grenze der Messbarkeit von Behandlungsqualität mittels Routinedaten“, heißt es im Report. Eine Verknüpfung der Daten mit weiteren detaillierteren, medizinischen Daten sowie Registerdaten könnte die Forschung künftig verbessern.
Barmer-Vorstandschef Prof. Christoph Straub plädiert mit Blick auf die Report-Ergebnisse für eine „Konzentration von Leistungen an Krankenhäusern mit ausreichender Expertise“. Dadurch ließen sich laut Report allein bei Pankreas- und Darmkrebseingriffen jährlich mehr als 370 Todesfälle verhindern. Neben der Spezialisierung von Kliniken und einer darauf ausgerichteten Krankenhausplanung hält Straub auch die Ausweitung der Mindestmengenregelung des Gemeinsamen Bundesausschusses für ein wichtiges Instrument zur Verbesserung der Versorgungsqualität. Er fordert außerdem schärfere Bestimmungen zur Einhaltung der Regelungen. Es müsse verhindert werden, dass Kliniken trotz mehrjährigen Unterschreitens der Mindestmengen einfach weiter operierten.
Studienautor Augurzky sieht in der Spezialisierung auch wirtschaftliche Chancen für die Krankenhäuser, insbesondere mit Blick auf kostspielige Ausstattung, die für komplexe Eingriffe benötigt wird: „Gerade wenn ich hohe Fallzahlen habe, habe ich im DRG-System in der Regel auch eine gute wirtschaftliche Lage.“ Auf diese Weise ließen sich gute Medizin und Wirtschaftlichkeit kombinieren.

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