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18.02.2020

Studie Bertelsmann Stiftung: GKV für alle lässt Beiträge sinken

Gütersloh/Berlin (pag) – Niedrigere Beiträge, mehr Solidarität: Eine neue Studie des IGES Institut im Auftrag der Bertelsmann Stiftung legt die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) für alle Bürger nahe.

Die Stiftung geht bei einer GKV für alle von einem jährlichen Plus von neun Milliarden Euro für die gesetzliche Krankenversicherung aus. Der Beitragssatz könnte um 0,6 bis 0,2 Prozentpunkte sinken. Berechnungsgrundlage der Untersuchung ist, dass alle bisher privat Versicherten ins GKV-System einbezogen wären. Arbeitgeber und Arbeitnehmer würden demnach 145 Euro im Jahr sparen, bei Ausgleich der Honorarverluste für Ärzte durch Wegfall der privaten Krankenversicherung (PKV) wären es 48 Euro.
Zu diesem Schluss kommen die Autoren, weil PKV-Versicherte zum einen besser verdienen würden ergo höhere Beiträge zahlen und zum anderen gesünder lebten, was zu einer Entlastung der Krankenkassen führe. „Nur wenn sich alle Versicherten unabhängig vom Einkommen zusammentun, um die Risiken zwischen Gesunden und Kranken auszugleichen, kann eine tragfähige Solidargemeinschaft entstehen“, meint Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Das jetzige System schwäche den sozialen Zusammenhalt. „Der durchschnittliche GKV-Versicherte zahlt jedes Jahr mehr als nötig, damit sich Gutverdiener, Beamte und Selbstständige dem Solidarausgleich entziehen können“, sagt Stefan Etgeton, Gesundheitsexperte der Stiftung.

Die Autoren schreiben allerdings, dass es sich „nicht um ein realistisches, ,umsetzungsnahes‘ Szenario“ handele. Diese Aussage greift PKV-Verbands-Direktor Florian Reuther auf. „Dem ist nichts hinzuzufügen.“ Die angebliche Ersparnis von 145 Euro würde den Arztpraxen genommen, behauptet er. Bundesärztekammerpräsident Dr. Klaus Reinhardt sagt, die Überführung der Privatversicherten in die GKV sei allein rechtlich nicht möglich. „Die Auftragsarbeit der Bertelsmann-Stiftung ist ein Griff in die ideologische Mottenkiste“, meint er. Dagegen können sich Gesundheitspolitiker von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke mit den Studienaussagen anfreunden. Sie frischen die Forderung nach einer Bürgerversicherung wieder auf.

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