NAKO-StudieBewegungsmangel erzeugt massive Gesundheitskosten
Hamburg (pag) – Wissenschaftler analysieren, wie Bewegungsmangel ein Kostenfaktor für die Gesellschaft wird. Dabei gilt aber zu beachten: Körperlich aktiv sein ist nicht immer gut.
Mehr Bewegung könnte die Gesundheitskosten in Deutschland deutlich senken. Das geht aus einer Untersuchung des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) hervor, die Daten der NAKO-Gesundheitsstudie auswertet. Betrachtet wird das Zusammenwirken von körperlicher Aktivität und (geschätzten) Gesundheitskosten. Personen mit „unzulänglichen Maß an Bewegung“ haben durchschnittlich circa 188 Euro höhere direkte Gesundheitskosten als Aktivere. Direkte Kosten sind Zahlungen, die die jeweilige Person selbst erbringen muss, etwa beim Medikamentenkauf. Zusätzlich entstünden 482 Euro indirekte Mehrkosten pro Jahr. Gemeint sind Produktivitätsverluste durch Krankentage oder gesundheitsbedingter Frühverrentung.
Nicht jede Art von Bewegung ist positiv. Unterschieden wurden körperliche Aktivitäten in der Freizeit, bei der Arbeit und bei der Fortbewegung. „Interessanterweise war ein höheres Aktivitätslevel in der Freizeit mit niedrigeren Kosten für das Gesundheitssystem und die Gesellschaft assoziiert, während höhere körperliche Aktivität bei der Arbeit mit höheren Kosten einherging“, erläutert Dr. Sophia Gottschalk, Wissenschaftlerin am Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung am UKE. Für Gottschalk spielen dabei schwere körperliche Arbeit, Fehlhaltungen oder Umweltfaktoren wohl eine Rolle.
Die Studienergebnisse erlauben keine Rückschlüsse auf gesamtgesellschaftliche Kosten. Dafür bräuchte es Langzeitstudien, die den zeitlichen Zusammenhang zwischen Bewegung und Gesundheitskosten nachvollziehbarer machen. So wäre etwa denkbar, dass (chronische) Erkrankungen überhaupt erst ursächlich für das niedrige Bewegungslevel einer Person sind.