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06.04.2018

Dengue-Fieber Bislang kein Impfstoff für Touristen verfügbar

Berlin/Düsseldorf (pag) – Jedes Jahr erkranken Touristen aus Deutschland auf Reisen nach Fernost oder in die Karibik am Dengue-Fieber. Seit dem vergangenen Jahr gibt es einen Impfstoff. Urlaubern nützt das jedoch vorerst nichts.

Dengue ist eine Virusinfektion, die durch Mücken übertragen wird. „Meist kommt es nur zu einem mehrtägigen Fieber, begleitet von Kopf- und Gliederschmerzen“, berichtet Prof. Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg. Die Patienten erholten sich meist von selbst. Es gebe aber auch schwere, zum Teil tödliche Verlaufsformen mit starken Blutungen. Dieses hämorrhagische Dengue-Fieber kann zum Kreislaufversagen führen. „Solche Komplikationen sind bei Touristen glücklicherweise selten“, beruhigt Schmidt-Chanasit. Dem Robert Koch-Institut seien 2016 insgesamt 956 Fälle von Dengue-Fieber gemeldet worden, darunter nur vier hämorrhagische Erkrankungen. Alle vier Patienten überlebten.

Impfstoff kommt für Touristen nicht infrage

Seit dem vergangenen Jahr existiert ein Impfstoff. „Dengvaxia wurde in fünf Ländern Asiens und in fünf Ländern Lateinamerikas in Studien mit mehr als 30.000 Teilnehmern getestet“, berichtet der Leiter der Abteilung Virusdiagnostik. Die Schutzwirkung lag demnach bei etwa 60 Prozent. Dennoch kommt der Impfstoff für Touristen nicht infrage. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt ihn nur für Länder, in denen mehr als 70 Prozent der Bevölkerung Antikörper gegen Dengue-Viren hat. Der Nachweis von Antikörpern zeigt an, ob sich die Betroffenen bereits einmal mit Dengue-Viren infiziert haben. Die erste Infektion verläuft meist ohne Komplikationen. Zum hämorrhagischen Fieber kommt es erst bei einer weiteren Infektion. „An dem schweren Verlauf sind die Antikörper, die sich nach der ersten Infektion gebildet haben, nicht ganz unschuldig“, erläutert Schmidt-Chanasit. „Es gibt vier verschiedene Dengue-Viren, und die Antikörper, die vor einem der vier Viren schützen, können die Erkrankung durch die anderen Viren manchmal verstärken.“
 
Auch nach der Impfung mit Dengvaxia werden Antikörper gebildet. Derzeit wird diskutiert, ob diese Antikörper ebenfalls spätere Infektionen mit anderen Dengue-Viren verstärken können. „Dengvaxia kann aufgrund dieser Probleme nur mit starken Einschränkungen empfohlen werden“, sagt der Professor. Weitere Impfstoffe seien jedoch in der Entwicklung – darunter einer, der Antikörper gegen alle vier Dengue-Viren bildet.
 

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