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22.11.2022

Arzneimittel Botschaften des Arzneimittel-Kompasses und der AMNOG-Daten

Berlin (pag) – Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) hat seine AMNOG-Daten 2022 veröffentlicht und warnt vor Marktaustritten. „Es wird immer mehr Geld für eine immer geringere Versorgungsreichweite ausgegeben“, kritisiert dagegen Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK, bei der Vorstellung des Arzneimittelkompasses 2022, dessen Mitherausgeber er ist.

Für neue Arzneimittel ohne nachgewiesenen Zusatznutzen gegenüber bereits vorhandenen Medikamenten hat die GKV seit 2012 rund 16,6 Milliarden Euro ausgegeben. 2021 waren es 3,8 Milliarden Euro, heißt es im Kompass. Das Ungleichgewicht zwischen dem Nutzen eines Medikamentes, hohen Preisen und den sich daraus ergebenden Einnahmen werde immer größer, sagt Schröder. 

Der Analyse zufolge sind die GKV-Nettoausgaben für Arzneimittel 2021 um 8,8 Prozent auf 50,2 Milliarden Euro gestiegen. Überdurchschnittliche Umsatzsteigerungen gebe es bei patentgeschützten Arzneimitteln (14,4 Prozent), Orphan Drugs (24,7 Prozent) und biologischen Arzneimitteln (12 Prozent). Die Ausgaben für die Orphans haben sich laut Kompass über zehn Jahre verfünffacht: von 1,2 Milliarden Euro 2012 auf rund 6,8 Milliarden 2021. Dem Ausgabenanteil von 13 Prozent entspricht 2021 ein Verordnungsanteil von 0,07 Prozent (Tagesdosen). Bei mehr als zwei Drittel der betreffenden Patientengruppen sei „bisher kein oder nur ein nicht quantifizierbarer Zusatznutzen festzustellen“, so Schröder. Sabine Richard, Geschäftsführerin Versorgung des AOK-Bundesverbandes, verlangt daher Orphan Drugs regulär in die Nutzenbewertung einzubeziehen.

Die AMNOG-Daten des BPI zeigen, dass derzeit jedes achte Arzneimittel wieder den Markt verlässt, nachdem es das AMNOG durchlaufen hat. Und: Neue Arzneimittel, bei denen im Rahmen der frühen Nutzenbewertung Patientendaten zur Lebensqualität einfließen, werden insgesamt besser bewertet. „Der G-BA hat jedoch keineswegs alle eingereichten Lebensqualitäts-Daten berücksichtigt“, schreiben die Autoren, Prof. Dieter Cassel und Prof. Volker Ulrich. Im Durchschnitt liegt der Anteil an den eingereichten Lebensqualitäts-Daten bei 62 Prozent, in der Spitze bei 71 Prozent (2017).

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