WeAct ConBuyx: Klimawandel als vielschichtiges Gerechtigkeitsproblem
Berlin (pag) – Beim Kampf gegen den Klimawandel spielen Gerechtigkeitsfragen eine entscheidende Rolle, ist die ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Prof. Alena Buyx überzeugt. Welche einzigartige Chance das Gesundheitswesen dabei hat, erklärt sie im Forum „WeAct Con“.
Klimawandel ist ein Gerechtigkeitsproblem, so Buyx. Es litten „diejenigen, die historisch am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, am meisten unter ihm“. Eine weitere Dimension beleuchte Ungerechtigkeiten zwischen Generationen. Außerdem nimmt die Medizinethikerin die gesellschaftliche Ebene in den Blick: Diejenigen in einer Gesellschaft, die am wenigsten haben, litten am meisten unter den Folgen des Klimawandels. Vergesse man diese soziale Dimension, „verlieren wir Menschen, ganz intensiv, weil ein tiefes Gerechtigkeitsgefühl verletzt wird“. Für manche Menschen sei die internationale und intergenerationale Gerechtigkeitsebene zu abstrakt. Griffen Maßnahmen allerdings konkret in ihren Alltag ein, verteidigten sie ihre Grenzen. A la: „Nimm mir nicht mein Steak weg!“.
Die Wissenschaftlerin appelliert, Co-Benefits zwischen dem Kampf gegen den Klimawandel und der Verbesserung eigener Gesundheit abzuernten. In Gesundheitsberufen sei man eng mit dem Alltag der Menschen verbandelt. Eine riesige Chance, so käme man an die dritte Gerechtigkeitsebene. „Das Gesundheitswesen kann die Speerspitze positiv erfahrbarer Adaptation sein“, glaubt Buyx. „Wir sind diejenigen, und zwar die einzigen, die ein Steak wegnehmen können.“ Schließlich könnten Ärzte argumentieren, das weniger Fleischkonsum gut für die eigene Gesundheit ist.
Der Gesundheitssektor verantwortet 4,4 Prozent der globalen Emission, so Prof. Ilona Kickbusch, Vorsitzende des Global Health Centre Graduate Institute Genf. Wäre der Gesundheitssektor ein Land, wäre er weltweit der fünftgrößte Emittent von Klimagasen.