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11.03.2020

Überlastung BVGD: Gesundheitssystem macht seine Mitarbeiter krank

Berlin (pag) – Der Berufsverband Gastroenterologie Deutschland (BVGD) klagt über Zeit- und Kostendruck, Bürokratie und Mehrarbeit in Kliniken. Auf einer Pressekonferenz fordert sein Vorsitzender Prof. Joachim Labenz deswegen die Abschaffung des DRG-Systems und die Einführung von Arztuntergrenzen. Für ihn steht fest: „Wir haben ein schwerkrankes Gesundheitssystem. Und das macht die Mitarbeiter krank.“ Studien untermauern diese These.

Mit Labenz auf dem Podium sitzt Dr. Dr. Charles Adarkwah vom Lehrstuhl für Versorgungsforschung an der Universität Siegen. In einer Umfrage unter Gastroenterologen hat er herausgefunden, dass rund die Hälfte aller jungen oder jüngeren Ärzte einem Burn-out-Risiko ausgesetzt seien. „Das gibt Anlass zur Besorgnis“, sagt der Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin. Ähnliche Zahlen hat Dr. Cornelius Weiß parat, Sprecher des Jungen Forums im Berufsverband Deutscher Internisten. Er beruft sich dabei auf die Studie der Berufsgenossenschaft für Gesundheit und Wohlfahrtspflege aus dem vergangenen Jahr. Demnach greifen 22 Prozent der Ärzte wegen des Arbeitsstresses zu Medikamenten, 62 Prozent klagen über ihren eigenen Gesundheitszustand. Als Hauptbelastungsfaktoren macht er Arbeitsverdichtung und Dokumentation, erhöhte Arbeitszeit, verbale und körperliche Gewalt seitens der Patienten sowie eine gefühlte geringe Versorgungsqualität aus.

Diese Faktoren wiederum führten zu Fehlern und diese gefährdeten das Wohl der Patienten, sagt Prof. Reinhard Strametz vom Aktionsbündnis Patientensicherheit. Schlafmangel verursacht durch Nachtschichten könne zu einer verminderten Reaktionsfähigkeit führen – ähnlich wie nach Alkoholgenuss, nennt er ein Beispiel.

Neben den Forderungen nach dem Ende des DRG-Systems und nach Arztuntergrenzen wünschen sich die Referenten den Mut zu einer Fehlerkultur, Reduktion von Dokumentationspflichten sowie strukturierte Weiterbildungsmöglichkeiten.

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