Berlin Clearingstelle ermöglicht Versorgung auch ohne Krankenversicherung
Berlin (pag) – Das Land Berlin betreibt seit Oktober 2018 eine Clearingstelle für Menschen mit ungeklärtem Krankenversicherungsschutz: Bis Ende April 2019 konnte gut ein Drittel aller Beratenen wieder in die Krankenversicherung vermittelt werden. Darüber informiert die Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung in einem Bericht.
Demnach sind seit dem Start 320 Personen beraten worden. Die meisten waren Solo-Selbständige ohne ausreichenden Schutz oder Rentner, die ihre Beiträge nicht mehr zahlen konnten. 122 Beratene konnten in eine Krankenversicherung vermittelt werden, 101 hatten einen Schutz. Bei 75 Personen muss der Status noch geklärt werden, was einige Monate dauern kann. 22 Beratene hatten keine Leistungsansprüche. Die Mehrheit waren mit 48 Prozent Deutsche, 26 kam aus der Europäischen Union, 28 aus Drittstaaten.
„Die Arbeit der Clearingstelle ist schon jetzt sehr erfolgreich. Das erste Ziel ist es, Menschen in die Krankenversicherung zu bringen“, betonte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci. Inzwischen seien auch erste Kostenübernahmescheine ausgestellt worden. In einem Fall könne ein krebskranker wohnungsloser Mann eine wahrscheinlich lebensrettende Therapie beginnen. Um eine umfassende ambulante und stationäre medizinische Versorgung zu sichern, kooperiert die Clearingstelle mit der Charité und einzelnen niedergelassenen Ärzten. Die Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung soll zudem die unbürokratische Erweiterung der medizinischen Behandlung ermöglichen.
Das Angebot können alle in Berlin lebenden Menschen nutzen. Die Clearingstelle befindet sich im „Zentrum am Hauptbahnhof“ der Stadtmission. Mehrsprachige Sozialarbeiter beraten vertraulich in Einzelgesprächen. Nach einer Beratung kann ein Kostenübernahmeschein ausgestellt werden. Für den Betrieb der Stelle stellt das Land pro Jahr 1,5 Millionen Euro bereit.