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08.07.2021

Psychiatrie PPP-RL läuft nicht wie geplant

Berlin (pag) - Erst Anfang des Jahres ist die Richtlinie Personalausstattung Psychiatrie und Psychosomatik (PPP-RL) in Kraft getreten, erntet aber bereits heftige Kritik. Fachleute aus Politik und Praxis diskutieren darüber auf einer Veranstaltung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).

Durch die PPP-RL wurden verbindliche Mindestvorgaben gemacht. „Die Idee war ein unterer Sockel, weil die Vorgaben vorher nicht so eingehalten wurden, wie die Politik sich das vorgestellt hat. Die Intention war eine bessere Personalstruktur und eine bessere Versorgung“, sagt Emmi Zeulner (CSU), Mitglied des Gesundheitsausschusses. Sie muss jedoch eingestehen, dass die Richtlinie „nicht so funktioniert wie angedacht“. Darum soll jetzt noch einmal nachgebessert und Sanktionen eingeführt werden.

Die Versorgung im ländlichen Raum sei durch die PPP-RL gefährdet, befürchtet die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, Dr. Kirsten Kappert-Gonther. Dort hätten Kliniken Probleme, Fachkräfte zu finden, müssten aber trotzdem psychiatrische Patienten aufnehmen. Dies könne zu einer „Negativspirale“ führen, wenn die Sanktionierungen kommen. Die Richtlinie solle flexibler ausgestaltet werden, „sodass der ambulante Bereich überhaupt mitgedacht wird“, und um die Austauschbarkeit zwischen den Berufsgruppen zu verbessern.

Die Richtlinie setze am Bett und an den Stationen an, sagt Paul Bomke, Geschäftsführer Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie Klingenmünster. Eine moderne psychosoziale Versorgung hänge jedoch nicht am Bett, sondern am Angebot und an der Augenhöhe zum Patienten.

Das Anliegen, mehr Personal in die Psychiatrie zu bringen, sei richtig gewesen, aber was im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) daraus gemacht wurde, sei das genaue Gegenteil, kritisiert DKG-Vorstandsvorsitzender Dr. Gerald Gaß. „Man hat den Kliniken Fesseln angelegt.“ Nachdem die Gesundheitsministerkonferenz in einem Beschluss gefordert hat, die Sanktionen auszusetzen, will die DKG einen entsprechenden Antrag beim G-BA stellen. „Aber ich prophezeie Ihnen, der wird erfolglos verlaufen“, so Gaß. Denn man habe „die Phalanx der Krankenkassen und der Unparteiischen“ gegen sich.

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