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14.07.2021

Publikation Wissenschaftsrat empfiehlt vierte Säule für Universitätsmedizin

Berlin (pag) – Der Wissenschaftsrat will die Universitätsmedizin stärker als zentrale Institution des Gesundheitssystems profilieren. Dazu hat das Gremium ein Empfehlungspapier erarbeitet, das jetzt online vorgestellt wurde.

Zentrale Forderung der Publikation: Die klassische universitätsmedizinische Aufgabentrias von Forschung, Lehre und Krankenversorgung soll um eine vierte Säule mit „systemrelevanten Koordinations- und Innovationsaufgaben zwischen Wissenschaft und Versorgung“ erweitert werden. Darunter verstehen die Wissenschaftler zum Beispiel Koordinierung, Vernetzung und Steuerung auf regionaler und überregionaler Ebene. Außerdem könnten die Kliniken Entwicklung, Implementierung und Management von Innovationen übernehmen.

„Es muss eine Bundesfinanzierung und Bundesverantwortung mit in diese Diskussion“, fordert Prof. Axel Haverich, Mitglied der Arbeitsgruppe, die das Papier erstellt hat. Über DRG und Krankenkassen könnte ein Großteil der Klinikkosten finanziert werden, darüber hinaus würde jedoch Geld für klinische Sonderaufgaben und die vierte Säule „Zukunftssicherung und Innovation“ benötigt. Eine Abordnung des Wissenschaftsrats habe dafür beim Bundesgesundheitsministerium geworben und sich eine „tief blutige Nase geholt“, berichtet Haverich.

Theresia Bauer, Wissenschaftsministerin in Baden-Württemberg, plädiert dafür, die Bewältigung und Auswertung der Pandemie als „Türöffner“ zu nutzen, um eine Reform der Unikliniken anzustoßen. Knapp 24 Prozent aller stationären COVID-19-Fälle wurden laut Wissenschaftsrat bis Ende Januar 2021 an den Kliniken behandelt, die Einrichtungen stellten etwa 29 Prozent der stationären COVID-19-Kapazitäten. Rund 71 Prozent der ECMO-Behandlungsplätze entfielen Ende Januar auf Universitätsklinika. Zudem seien sie in der Forschung und bei klinischen Studien zu Wirkstoffen und Therapieansätzen aktiv.

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