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30.08.2022

Geburtshilfe-Reform Verbände senden offenen Brief an Lauterbach

Berlin (pag) – In einem offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD) bekräftigen die ärztlichen Geburtshelferinnen und Hebammen ihre Kritik an den Empfehlungen der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung zur künftigen Finanzierung der Geburtshilfe.

Die vorgeschlagenen Maßnahmen betrachten die neun zeichnenden Fachverbände „mit großer Sorge“. Sie bemängeln: „Weder werden die qualitativen Ziele des Koalitionsvertrages berücksichtigt noch wird das Problem der Sicherstellung der flächendeckenden geburtshilflichen Versorgung gelöst oder ein Konzept zur nachhaltigen Finanzierung des notwendigen Fachpersonals vorgelegt. Im Gegenteil: Bestehende Fehlanreize in der Krankenhausfinanzierung werden verfestigt.“

Zwar stelle die Regierungskommission richtigerweise fest, dass Personalmangel zu temporären Kreißsaalschließungen führe. Das medizinisch sinnvolle Bestreben, Kaiserschnitte zu verhindern und Spontangeburten zu fördern, sei weniger planbar, personalintensiv und darüber hinaus schlechter vergütet. Die Empfehlungen seien jedoch nicht geeignet, diese Probleme zu beheben. „Sie wirken den im Koalitionsvertrag verankerten Zielen sogar entgegen, wenn kleinere Klinikstandorte geschlossen werden und gleichzeitig große geburtshilfliche Kliniken nicht von einer gesonderten Finanzierung der Vorhaltekosten profitieren können“, heißt es in dem Brief.

Die Regierungskommission empfiehlt eine zusätzliche leistungsunabhängige Vergütung für bestimmte geburtshilfliche Abteilungen. Nicht benannt werde jedoch, in welcher Höhe oder nach welchen strukturellen Voraussetzungen diese jeweils ausfallen solle. „Die gesamte Fragestellung, wie dem Fachkräftemangel in der klinischen Geburtshilfe sinnvoll begegnet werden kann, wird in den Empfehlungen ausgespart“, beklagen die Fachverbände. Eine Mindestanzahl an Geburten soll aus Sicht der Kommission die Qualität der Abteilung sichern. Die Unterzeichnenden befürchten: „Eine rein quantitative Betrachtung der Qualität der Geburtshilfe ist ungenügend und kann zu eigenen Fehlanreizen führen.“

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