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21.02.2021

Forschung Dem digitalen Placebo-Effekt auf der Spur

Berlin (pag) – Werden Informationen zum erhofften Effekt einer Gesundheits-App vor ihrer Nutzung mit positiven Rückmeldungen zur Wirkung nach erfolgter Nutzung kombiniert, könnte dies den Placebo-Effekt verstärken. Das zeigt eine neue Studie. Deren Ergebnisse könnten eine wichtige Grundlage bilden, um Placebo-Effekte im Rahmen digitaler Gesundheitsanwendungen (DiGA) individuell zu nutzen.

Während Placebo-Effekte in klassischen Behandlungssettings seit Jahrzehnten untersucht werden, ist der „digitale“ Placebo-Effekt in DiGAs noch weitgehend unerforscht. In einer randomisierten kontrollierten Studie hat ein Forscherteam um Prof. Gunther Meinlschmidt jetzt Wirksamkeitserwartungen und deren Veränderbarkeit im digitalen Kontext analysiert.

Dabei untersuchten sie die Veränderung der Wirkungserwartung einer für die Untersuchung programmierten Smartphone-App über einen Zeitraum von drei Wochen. Die 132 gesunden Probanden wurden dazu in vier Gruppen aufgeteilt. Der ersten Gruppe wurde vorab mitgeteilt, dass eine Wirkung zu erwarten sei, die zweite bekam erst im Nachhinein an einzelnen Tagen mitgeteilt, dass eine Wirkung der App tatsächlich eingetreten sei. In der dritten Gruppe wurde beides miteinander kombiniert, die vierte Gruppe erhielt keine der beiden Mitteilungen.

Die Ergebnisse zeigen: „Werden Informationen zur Wirksamkeit vor und nach Nutzung von Smartphone-Apps kombiniert, könnten dadurch Wirkungserwartung und auch Glaubwürdigkeit digitaler Gesundheitsanwendungen nachhaltiger werden“, sagt Meinlschmidt, Professor an der Internationalen Psychoanalytischen Universität Berlin. Das könne beispielsweise helfen, weniger Patienten zu verlieren, was eine große Herausforderung bei DiGA darstelle. Der Experte weist darauf hin, dass der Umgang mit digitalen Placebo-Effekten in Therapiekontexten auch aus ethischer Sicht „anspruchsvoll“ sei. Werden die ihm zu Grunde liegenden Mechanismen besser verstanden, könne die Gesundheit der Patientinnen und Patienten gezielter gefördert werden.

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