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21.03.2018

Robert Koch-Institut Den Kampf gegen Tuberkulose verstärken

Berlin (pag) – Die Anstrengungen in der Tuberkulosekontrolle müssen verstärkt werden. Das verlangt Prof. Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI). Tuberkulose gehört mit 1,7 Millionen Todesfällen zu den zehn häufigsten Todesursachen weltweit.

Einen entschiedenen Kampf gegen Tuberkulose fordert Wieler, obgleich die Erkrankungszahlen in Deutschland 2017 erstmals seit einigen Jahren wieder leicht gesunken sind. „Ein Rückgang der Erkrankungszahlen von jährlich zehn Prozent ist erforderlich, um die internationalen Eliminationsziele zu erfüllen", betont er. Dem Robert Koch-Institut wurden nach vorläufigen Daten für 2017 insgesamt 5.486 Tuberkulose-Fälle übermittelt, nach 5.949 im Jahr 2016 und 5.834 in 2015. Das RKI betont, dass es hierzulande moderne und effektive Maßnahmen gebe, um Tuberkulose rasch zu diagnostizieren, zu heilen und so Folgeinfektionen zu vermeiden. Voraussetzung seien aber niedrigschwellige Angebote für Erkrankte. Ärzte sollten bei Symptomen wie länger bestehendem Husten, Nachtschweiß, Fieber und Gewichtsabnahme auch an Tuberkulose denken.

Unterdessen weisen Ärzte und Forscher der „Tuberculosis Network European Trialsgroup“ darauf hin, dass in den Hochinzidenzländern Osteuropas sehr viele Patienten von einer multiresistenten Tuberkulose (MDR-TB) betroffen seien. Diese Patienten müssten zwei Monate länger auf ihre Therapie warten als Patienten in Westeuropa. Während die Behandlung in Westeuropa in der Regel an die Ergebnisse einer Antibiotikaresistenzprüfung individuell angepasst werde, erhielten die Betroffenen in Moldawien oder Weißrussland häufig noch eine feste Standardtherapie, in der einige der eingesetzten Medikamente bereits wirkungslos seien. „Hinzu kommt, dass unter einer Standardtherapie neue, zusätzliche Antibiotikaresistenzen vier Mal häufiger auftreten als unter einer individuell abgestimmten Therapie, die schon vorhandene Resistenzen berücksichtigt“, klären die Forscher auf. Das Risiko, an einer MDR-TB zu sterben, sei in den Hochinzidenzländern Osteuropas fünf Mal so hoch wie in Westeuropa.
„Die Unterschiede in der Versorgung von Tuberkulosepatienten sind innerhalb Europas gravierend. Die am meisten betroffenen Länder haben die geringsten Ressourcen für die Prävention, Diagnostik und Therapie“, sagt Prof. Christoph Lange vom Forschungszentrum Borstel – Leibniz Lungenzentrum. Das Zentrum leitet die „Tuberculosis Network European Trialsgroup“. Lange sieht „konkreten Handlungsbedarf“, um den europäischen Nachbarn zu helfen.

Dem RKI zufolge steht die Tuberkuloseüberwachung derzeit so hoch wie nie auf der internationalen politischen Agenda. Nach einem Ministertreffen in Moskau Ende vergangenen Jahres wird die Krankheit im Herbst erstmals Thema in der Generalversammlung der Vereinten Nationen sein. Am 20. März findet am RKI eine gemeinsame Veranstaltung von WHO-Regionalbüro Europa und Bundesgesundheitsministerium für Botschafter sowie staatliche und nicht-staatliche Organisationen statt. 

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