AnalysenDepressionen: kontinuierlich steigende Diagnosezahl
Berlin (pag) – Mehr als jeder Zehnte (12,5 Prozent) ist in Deutschland 2022 von einer Depression betroffen. Mit etwa 9,5 Millionen erreicht die Betroffenenzahl einen neuen Negativrekordwert. Das ist zentrales Ergebnis des „Gesundheitsatlas Deutschland“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).
Seit 2017 steigt die Zahl von Menschen mit Depressionen hierzulande kontinuierlich an, legt die 150 Seiten starke Analyse offen. Während in 2017 noch 11,8 Prozent der Einwohner ab zehn Jahren eine ärztlich diagnostizierte Depression haben, sind es 2019 schon 12,1 Prozent. Grundsätzlicher Trend: „Mit zunehmendem Alter zeigt sich ein deutlicher Anstieg der Depressionshäufigkeit“, heißt es in der Analyse. In jeder Altersgruppe sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Im Alter von 80 bis 84 Jahren hat mehr als jede vierte Frau (27,7 Prozent) eine Depression – in dieser Altersgruppe liegt die höchste Prävalenz vor.
„Depressionen schränken die Lebensqualität deutlich ein und sind mit hohen gesellschaftlichen Kosten verbunden“, schreiben die Autoren der Analyse. Der Anteil von AOK-Versicherten Beschäftigten, die 2022 wegen einer Depression krankheitsbedingt ausgefallen sind, sei mit 2,7 Prozent vergleichsweise gering. Allerdings fehlten die Betroffenen im Vergleich zu anderen Erkrankungen überdurchschnittlich lange an ihrem Arbeitsplatz: Die Ausfalltage belegen mit durchschnittlich 43 Tagen je Fall einen Spitzenplatz unter den Erkrankungen, die eine Arbeitsunfähigkeit auslösen.
Auch eine aktuelle Auswertung des Barmer-Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) beschäftigt sich mit der steigenden Zahl verzeichneter Depressionen – bei jungen Menschen. Während in 2018 noch 316.000 jungen Menschen zwischen fünf und 24 Jahren eine depressive Episode diagnostiziert wurde, sind es im vergangenen Jahr mehr als 409.000 Betroffene. Das heißt: Ein Sprung von rund 30 Prozent in sechs Jahren. „Die deutliche Zunahme an Depressionen bei jungen Menschen ist besorgniserregend“, konstatiert der Barmer-Vorstandsvorsitzende Prof. Christoph Straub. „Dabei hat die Erkrankung viele Gesichter und wird nicht immer sofort erkannt.“