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24.03.2021

Umfrage Depressionsversorgung leidet unter Corona-Maßnahmen

Berlin (pag) – Das sind keine guten Nachrichten: Auch nach fast einem Jahr Pandemie fühlen sich an Depression leidende Menschen in Deutschland nicht gut versorgt. Das zeigt eine Online-Befragung der Deutschen Depressionshilfe und der Deutschen Bahn Stiftung.

Schon einmal im Sommer 2020 waren Betroffene dazu gefragt worden, wie sich die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen auf ihren Gesundheitszustand auswirken. Schon damals klagten die Umfrageteilnehmer darüber, dass der Zugang zu den Therapeuten schwierig war, Termine ausfielen oder Selbsthilfegruppen ihre Aktivität eingestellt hatten.

Bei der jetzigen Umfrage für den Deutschland-Barometer Depression sieht die Lage nicht wesentlich besser aus. Nach wie vor geben knapp 60 Prozent der Teilnehmer in einer depressiven Phase an, dass die medizinische Versorgung beeinträchtigt ist. Ihren Aussagen nach sind im vergangenen halben Jahr zwar weniger Behandlungstermine bei Haus- und Fachärzten sowie Psychiatern ausgefallen. Dafür berichten fast ein Viertel der Befragten (22 Prozent), dass sie keinen Praxis-Termin bekommen haben (im Sommer 2020: 17 Prozent). Zehn Prozent geben an, dass stationäre Aufenthalte nicht stattfinden konnten (2020: neun Prozent). Und 21 Prozent der Befragten berichten, dass sie Termine nicht wahrnahmen, weil ihnen die Situation zu unsicher war (2020: 13 Prozent).

„Nach wie vor gibt es viele Menschen, die Einschnitte in der Qualität ihrer Versorgung haben“, kritisiert Prof. Ulrich Hegerl von der Universität Frankfurt/Main, der die Umfrage leitete. Das habe die Situation der Depressions-Kranken insgesamt verschlechtert. Betroffen sind vor allem die Menschen, die sich in einer depressiven Phase befinden. Bei 80 Prozent verschlimmerte sich laut Barometer der psychische Zustand, bei fast 50 Prozent von ihnen verschlechterte sich die Symptomatik, 19 Prozent hatten suizidale Gedanken. Aber auch Betroffene, die nicht in einer depressiven Phase sind, leiden zu 44 Prozent unter gesundheitlichen Folgen. Acht Prozent etwa geben suizidale Impulse zu. In beiden Gruppen geben ein Prozent der Befragten an, einen Suizidversuch unternommen zu haben.

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