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16.02.2022

Studie Depressiv Erkrankte leiden besonders unter Pandemie

Leipzig (pag) – Die Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen verschlechtern den Krankheitsverlauf bei der Hälfte der Patienten mit Depression. Ursachen sind schlechtere medizinische Versorgung und ein veränderter Lebensstil.

Die Maßnahmen gegen die Pandemie haben sich bei 49 Prozent der Befragten mit diagnostizierter Depression negativ auf ihre Erkrankung ausgewirkt. Sie durchlebten unter anderem eine neue depressive Episode, eine Verschlimmerung der Symptome, Suizidimpulse oder unternahmen einen Suizidversuch. Das zeigen Studiendaten, die die Stiftung Deutsche Depressionshilfe jetzt im Fachblatt Frontiers in Psychology veröffentlicht hat. Sie stammen aus dem im vergangenen Jahr veröffentlichten Deutschland-Barometer Depression.

Bei den Umfrageteilnehmern, die aufgrund einer aktuellen depressiven Krankheitsphase besonders behandlungsbedürftig waren, haben 56 Prozent Einschränkungen in ihrer medizinischen Versorgung erlebt. Von ihnen haben wiederrum 70 Prozent auch eine Verschlimmerung ihrer depressiven Erkrankung angegeben. Dies ist ein deutlich höherer Prozentsatz als bei denjenigen ohne Beeinträchtigung des Zugangs zur medizinischen Versorgung (36 Prozent).
Von den Patienten, deren Lebensstil sich während der Pandemie verändert hat, haben 58 Prozent eine Verschlimmerung ihrer depressiven Erkrankung erlitten. Auch dies ist ein deutlich höherer Prozentsatz als bei denjenigen, die keine der genannten Verhaltensweisen aufweisen. Am häufigsten ist eine Verschlechterung bei fehlender Tagesstruktur oder verlängerten Zeiten im Bett (67 Prozent) aufgetreten, bei Personen mit Bewegungsmangel waren 59 Prozent betroffen.

Durch die Maßnahmen gegen Covid-19 sei es bei geschätzt mehr als zwei Millionen Menschen zu einer Verschlechterung der Depression gekommen, so das Fazit der Autoren. Dies müsse bei der Nutzen-Risiko-Abwägung von Pandemiemaßnahmen berücksichtigt werden.