Debatte Der Wert resilienter Lieferketten
Berlin (pag) – Um stabile Lieferketten geht es beim Frühjahrstalk von Pro Generika. Grünen-Politikerin Kordula Schulz-Asche sagt: „Wenn wir dauerhaft eine gute medikamentöse Versorgung der gesamten Weltbevölkerung sicherstellen wollen, müssen wir Corona dazu nutzen, um darüber nachzudenken, was sich ändern muss.“
In der nächsten Legislatur sei zu klären, was europäisch, was national und was von der Selbstverwaltung angegangen werden kann, erläutert MdB Michael Hennrich (CDU). Einen europäischen Ansatz befürworten alle Diskutanten. Die Vorschläge liegen bereits auf dem Tisch, „da geht es eher um die Frage, wie schnell man das umsetzen kann“, sagt Schulz-Asche. Auch Lieferkettenexperte Dr. Martin Schwarz, Sarticon, ist überzeugt, dass das Problem allein national nicht zu lösen sei. Sein Motto lautet: Nicht nur auf ein Pferd setzen.
Neben dem europäischen Vorgehen fordert Christoph Stoller, General Manager Teva Deutschland, die deutschen Spielregeln bei der Ausschreibung von Rabattverträgen zu verändern. Der Preis dürfe nicht das einzige Kriterium sein. Schulz-Asche erkennt dagegen wenig Reformbedarf. Für Probleme in den Lieferketten seien die Rabattverträge nicht verantwortlich, findet sie. Stoller widerspricht: Die Rabattverträge machten einen Unterschied. Ein Wirkstoff koste aus Deutschland doppelt so viel wie aus China. Daher habe er sich bei einer Ausschreibung für China entscheiden müssen, eben weil der Preis das einzige Kriterium bei der Ausschreibung gewesen sei.
Auch Schwarz, vor einem Jahr noch Geschäftsführer eines mittelgroßen deutschen Pharmaunternehmens, plädiert dafür, sich die hiesige Preissystematik genauer anzuschauen. Indien produziere Wirkstoffe etwa 30 Prozent teurer als China. Der Wirkstoffanteil an einem Medikament betrage etwa 70 Prozent. Die Folge: „Man kann dieses Medikament bei der Ausschreibung wahrscheinlich nur gewinnen, wenn man den Wirkstoff aus China hat.“ Den Ansatz, auf Europa zu setzen und gleichzeitig das hiesige System unangetastet zu lassen, hinterfragt er.
Dr. André Breddemann, Barmer-Abteilungsleiter Arzneimittel, stellt den Lieferantenkodex seiner Kasse vor. Dieser soll für die Vertragspartner Leitplanken zur Ausgestaltung von Nachhaltigkeit darstellen. Er fragt: Welches Sicherheitslevel brauchen wir in Deutschland? Und darf Sicherheit mehr kosten?