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03.03.2021

Barmer-Arztreport Deutlich mehr Psychotherapie bei Kindern

Berlin (pag) – Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Zahl psychotherapeutischer Behandlungen bei Kindern verdoppelt. Das geht aus dem aktuellen Barmer-Arztreport hervor. Die Corona-Einschränkungen könnten zudem einen neuen Peak zur Folge haben.

Laut dem Report befanden sich im Jahr 2019 mehr als vier Prozent der jungen Menschen unter 25 Jahren in psychotherapeutischer Behandlung. Damit liegt ihr Anteil mehr als doppelt so hoch wie noch 2009. Eingerechnet sind allerdings auch probatorische Sitzungen, psychotherapeutische Sprechstunden und Akuttherapien. Betrachtet man allein die Zahl der Richtlinientherapien fällt der Anstieg mit rund 46 Prozent geringer aus. Direkte Rückschlüsse auf die Gesundheit der Kinder gestalten sich laut Barmer schwierig. Denn ob hinter der Zunahme der Behandlungen tatsächlich ein Anstieg psychischer Belastungen stehe, sei nicht sicher, sagt Barmer-Vorstandsvorsitzender Prof. Christoph Straub. Mögliche Gründe seien auch die geringere Stigmatisierung psychischer Erkrankungen und der leichtere Zugang zu Therapien.

Besonders stark fällt der Behandlungs-Anstieg in den Ländern Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg aus. Für Straub kein Grund zur Sorge: Die zuvor ungleiche Versorgung werde lediglich angeglichen. Dies sei „eine gute Entwicklung, über die wir froh sein sollten“.

Unterdessen haben sich die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in den Abrechnungsdaten des ersten Halbjahres 2020 kaum bemerkbar gemacht. Zwar habe es im März und April einen Einbruch gegeben, anschließend hätten sich die Behandlungen jedoch schnell wieder auf dem Vorjahresniveau eingependelt, erläutert Report-Autor Prof. Joachim Szecsenyi vom Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen in Göttingen. Allerdings sei die Zahl der Anträge auf Richtlinientherapie und Akutbehandlung im zweiten Halbjahr stärker als sonst gestiegen. „Das sollte uns aufmerksam machen“, betont Szecsenyi. An dieser Stelle sei ein Zusammenhang mit der Entwicklung der Pandemie und des Lockdowns erkennbar. Auch Befragungen bei Kindern deuteten auf eine weitere Zunahme der Behandlungsbedürftigkeit hin.

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