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22.11.2024

ReportDeutsche sind immer länger pflegebedürftig

Berlin (pag) – Menschen in Deutschland sind immer länger pflegebedürftig. Dem aktuellen Pflegereport der Barmer zufolge wird sich in den kommenden Jahren die durchschnittliche Pflegedauer nahezu verdoppeln. Die Ausgaben je pflegebedürftiger Person steigen im Schnitt um 50 Prozent.

Bei kürzlich verstorbenen Pflegebedürftigen lag die Pflegedauer noch bei durchschnittlich 3,9 Jahren. Bei aktuell pflegebedürftigen Menschen wird sie sich nach Berechnungen der Kasse im Schnitt mit 7,5 Jahren nahezu verdoppeln. „Durch die Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs im Jahr 2017 haben viele Menschen erstmals Leistungen der Pflegekassen erhalten, die diesen Anspruch vorher nicht gehabt hatten“, sagt Studienautor Prof. Heinz Rothgang, Universität Bremen. Dadurch habe sich die Pflegedauer erheblich verlängert – mit deutlich erhöhten Kosten.

Laut Report haben kürzlich verstorbene Pflegebedürftige bei den Pflegekassen Leistungen im Wert von durchschnittlich 50.000 Euro beansprucht. Bei den aktuell Pflegebedürftigen liegen diese Kosten bei rund 76.000 Euro. Der Anstieg resultiere vor allem aus dem vermehrten Pflegegeldbezug, der sich als ein zentraler Kostenblock von 13.100 Euro auf 30.300 Euro mehr als verdoppele. Der tatsächliche, künftige Gesamtbetrag aller Leistungen könne sogar noch höher liegen als die prognostizierten 76.000 Euro. Diese Summe basiert auf den Kosten für Pflegeleistungen des Jahres 2023. Inflation und mögliche weitere Preissteigerungen sind dabei nicht berücksichtigt.

„Die Soziale Pflegeversicherung überschreitet bereits jetzt ihre finanzielle Belastungsgrenze“, konstatiert Prof. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Ersatzkasse. Er fordert deren Befreiung von versicherungsfremden Leistungen. Eine neue Bundesregierung solle dafür sorgen, dass ausstehende Pandemiekosten von mehr als fünf Milliarden Euro und die Rentenversicherungsbeiträge für pflegende Angehörige vollständig aus Steuermitteln übernommen werden. Auch die Ausbildungskostenumlage für Pflegekräfte sei aus Steuereinnahmen zu finanzieren.

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