Direkt zu:

07.12.2020

Corona-Pandemie Deutsche wollen Kommunikation von Unsicherheit

Berlin (pag) – Die Covid-19-Pandemie zeigt, dass zu Wissenschaft auch Unsicherheit gehört. Die meisten Bürger wollen über diese Unsicherheit offen informiert werden. Das zeigt eine Befragung des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und der Charité.

Politiker und Gesundheitsexperten scheuten manchmal davor zurück, wissenschaftliche Unsicherheit zu kommunizieren, aus Angst, dass dies zu Misstrauen führen könnte, meint Studienautorin Odette Wegwarth vom Max-Planck-Institut. „Wenn man aber vorgibt, dass eine Prognose zum weiteren Verlauf der Pandemie absolut sicher sei, riskiert man das Vertrauen der Bürger, wenn die Vorhersagen dann doch nicht so eintreffen.“

Das Forschungsteam hat in einer repräsentativen Online-Umfrage über 2.000 Deutsche befragt. Ihnen wurden verschiedene Versionen des künftigen Verlaufs der Pandemie präsentiert. Dabei wurde unterschiedlich stark auf die Unsicherheiten der Vorhersage hingewiesen. Bei der Version, die am stärksten die Unsicherheit der wissenschaftlichen Prognose betonte, beschränkte sich die Kommunikation auf die Angabe von Spannen zu beispielsweise aktuell Infizierten und Todesfällen. Die Version, die am wenigsten auf die Unsicherheit einging, benannte feste Werte und betonte, dass die gegenwärtig beobachtete Entwicklung der Zahlen keinen Zweifel daran lasse, dass eine zweite Infektionswelle bereits begonnen habe.

Die größte Gruppe der Befragten (32 Prozent) hält das Format, das die wissenschaftliche Unsicherheit am deutlichsten darstellt, für am besten geeignet, um die Bevölkerung über den Pandemieverlauf zu informieren. Diese Version gilt auch als am ehesten geeignet, um für die gegenwärtigen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu überzeugen. Am schlechtesten schneidet die Version ab, die die wissenschaftliche Unsicherheit unerwähnt ließ: Diese überzeugte nur 21 Prozent der Befragten. Auffallend ist, dass besonders die Menschen, die die gegenwärtigen Maßnahmen kritisch sehen, eher bereit zu sein scheinen, die Maßnahmen mitzutragen, wenn Politiker und Experten wissenschaftliche Unsicherheit in der Kommunikation klar benennen.