LebenserwartungDeutschland fällt in Westeuropa weiter zurück
Berlin (pag) – Deutschland gehört in Westeuropa zu den Schlusslichtern bei der Lebenserwartung – und verliert weiter an Anschluss. Dies zeigt eine aktuelle Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) und des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung. Demnach beträgt 2022 der Rückstand auf die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt im restlichen Westeuropa 1,7 Jahre.
Im Jahr 2000 liegt der Abstand noch bei rund 0,7 Jahren.„Der Beginn der 2000er-Jahre markiert einen Wendepunkt in der Dynamik der Sterblichkeitsentwicklung in Deutschland“, sagt Studienautor Dr. Pavel Grigoriev vom BiB. Seitdem sei die Sterblichkeitslücke zwischen Deutschland und den anderen westeuropäischen Ländern relativ stetig angewachsen.
Zu dem wachsenden Rückstand tragen einzelne Altersgruppen in unterschiedlicher Art und Weise bei. Während die Sterblichkeit von Menschen unter 50 Jahren im Rahmen des westeuropäischen Durchschnitts liegt, ist sie bei der Bevölkerung über 65 Jahre deutlich erhöht. Bei den Frauen weisen in Deutschland gerade Personen im Alter ab 75 Jahren eine höhere Sterblichkeit auf als Gleichaltrige im westeuropäischen Ausland. Dagegen trägt bei den Männern insbesondere die Altersgruppe zwischen 55 und 74 Jahren zur Lücke bei.
„Um Deutschlands Rückstand bei der Lebenserwartung zu verringern, müsste die Sterblichkeit insbesondere im höheren Alter reduziert werden“, folgert BiB-Forschungsdirektor Dr. Sebastian Klüsener. Handlungsbedarf erkennt er insbesondere bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Internationale Vergleiche weisen dem Experten zufolge auf einen Aufholbedarf bei der Prävention und der Früherkennung dieser Erkrankungen hin. Ähnliches gelte für die Tabak- und Alkoholprävention sowie gesunde Ernährung. „Hier besteht noch einiges Potenzial, um uns für den momentanen Alterungsprozess der Gesellschaft besser aufzustellen.“