MemorandumDeutschlands Rheuma-Versorgung ist lückenhaft
Berlin (pag) – Auf 1,8 Millionen steigt die Zahl der Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen in Deutschland. Somit steigt auch der Bedarf an rheumatologischer Versorgung – aus Kapazitätsgründen kann sie bereits in einigen Regionen nicht mehr abgedeckt werden. Dies ist Thema des Memorandums der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie (DGRh).
Für eine erfolgreiche Therapie ist ein frühzeitiger Beginn von Relevanz. Das erklärte Ziel der DGRh: innerhalb von sechs Wochen nach den ersten Symptomen mit der Behandlung zu beginnen. Durch den Mangel an rheumatologischen Fachärzten gelinge die Zielerreichung in einigen Regionen nicht, moniert die Gesellschaft. Die Wartezeit für einen Ersttermin liege in einer rheumatologischen Praxis oder Klinikambulanz nicht selten bei mehr als drei Monaten. „Um dies nachhaltig zu ändern, müssen wir schon früh ansetzen und mehr Studentinnen und Studenten für unser hochinnovatives Fach begeistern“, sagt DGRh-Präsident Prof. Christof Specker. Die Gesellschaft appelliert an die Entscheidungsträger im Gesundheitswesen, dringend Weichen „für eine angemessene rheumatologische Versorgung heute und in Zukunft zu stellen“. Im Memorandum formulieren die Autoren Lösungsansätze – etwa zur Verbesserung der Versorgungsqualität. Vier solcher Optionen: die Delegation ärztlicher Leistungen, Patientenschulungen, Qualitätsstandards sowie Frühversorgungskonzepte.
Grundsätzlich habe sich seit der Jahrtausendwende in der Rheumatologie einiges getan. Medizinische Fortschritte bewirkten den Rückgang von Krankheitslast sowie verminderte Funktionseinschränkungen und Folgeschäden. Bei angemessener Versorgung haben Patientinnen und Patienten mit rheumatischen Erkrankungen heute „gute Chancen auf uneingeschränkte soziale und berufliche Teilhabe und gute Lebensqualität“, heißt es im Fazit des Memorandums. Doch verzögerte Diagnosen und Therapiebeginne sowie Unterversorgung führten zu vermeidbaren individuellen Krankheitsschäden. Weitere Kollateralschäden seien hohe indirekte Kosten durch Folgeerkrankungen und Einschränkungen der Erwerbstätigkeit.