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04.03.2021

Versorgung Diabetes – die stille Pandemie

Berlin (pag) – Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) warnt auf ihrer Jahrespressekonferenz davor, während der Corona-Pandemie die „stille Pandemie“ Diabetes nicht aus dem Blick zu verlieren. Die Zahl der an Adipositas und Diabetes erkrankten Patienten nehme weiter zu, jeder fünfte Todesfall hänge mit Diabetes zusammen. Für DDG-Präsidentin Prof. Monika Kellerer ist daher das geplante Adipositas DMP ein „Lichtblick“.

Nach zähem und jahrelangem Ringen hat der Bundestag im vergangenen Sommer die nationale Diabetes-Strategie verabschiedet. Bei der Umsetzung der darin enthaltenen Empfehlungen dringt Kellerer jetzt auf „mehr Tempo und Tatendrang“.
Die ärztliche Direktorin des Zentrums für Innere Medizin I am Stuttgarter Marienhospital verhehlt nicht, dass sie von der Strategie teilweise enttäuscht ist – etwa weil es darin kein Werbeverbot für stark gesüßte Kinderlebensmittel gibt. Dafür sei das darin vorgesehene Chronikerprogramm Adipositas ein Lichtblick.

Das DMP dürfte Kellerer zufolge allerdings frühestens im kommenden Jahr auf die Straße gebracht werden. Voraussetzung dafür sei, dass der Gemeinsame Bundesausschuss bis zum Sommer den Auftrag für die inhaltliche Ausgestaltung erhält. Die Ärztin unterstreicht, dass mit dem Adipositas-DMP Patienten erstmals Zugang zu Prävention und Behandlung als Regelleistung der Kassen hätten. Bislang sei Adipositas nicht als Krankheit anerkannt und werde bei den Regelleistungen der Krankenkassen nicht berücksichtigt.
Kellerer wirbt dafür, die bereits bestehenden Strukturen des DMP Diabetes für das neue Chronikerprogramm zu nutzen. Eine Vernetzung der Versorgung hält sie nicht zuletzt deshalb für sinnvoll, weil sie beide Krankheiten als „Zwillinge“ betrachtet. Menschen, die an Adipositas leiden, sind im Unterschied zu Personen mit normalem Gewicht sechs- bis zehnmal so häufig von einem Typ-2-Diabetes betroffen.