DDGDiabetes und Gehirn: Die Anfänge grundlegender Entdeckungen?
Berlin (pag) – Zunehmend rückt bei der Diabetesforschung das Gehirn in den Fokus. Immerhin ist es integral an der Regulation des Stoffwechsels beteiligt, erklärt Prof. Martin Heni vom Universitätsklinikum Ulm in einer Pressekonferenz der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Thema ist auch, warum zertifizierte Diabeteszentren einen entscheidenden Unterschied machen.
Mindestens jeder fünfte Patient, der stationär behandelt wird, ist an einem Diabetes mellitus erkrankt, betont DDG-Präsident Prof. Andreas Fritsche. Menschen mit Diabetes hätten ein 2,6-fach erhöhtes Risiko für einen frühzeitigen Tod und jeder fünfte Todesfall hierzulande sei mit einem Typ-2-Diabetes assoziiert. Eine Studie von 2021 bis 2023 belege, dass Patienten in Kliniken mit DDG-Zertifizierung ein geringeres Sterberisiko hätten, obwohl sie eine höhere Krankheitslast hatten. „Pathetisch formuliert“ retteten qualifizierte Behandlungen Leben, lobt Fritsche. „Der strukturierte Ausbau zertifizierter Fachabteilungen trägt nachweislich zur Senkung der Krankenhaussterblichkeit bei Menschen mit Diabetes bei.“ Die Klinikreform gefährde besonders in ländlichen und strukturschwachen Regionen den Erhalt spezialisierter Abteilungen, befürchtet der DDG-Präsident.
„Ich glaube, dass wir bei der Entdeckung der Rolle des Gehirns für den menschlichen Stoffwechsel noch ganz am Anfang stehen“ glaubt Heni. Der Leiter der Sektion Endokrinologie und Diabetologie, Innere Medizin I, am Uniklinikum Ulm, ist davon überzeugt, dass „wir hier vor grundlegenden Entdeckungen stehen“. Die könnten langfristig dabei helfen, Menschen mit erhöhtem Risiko zu detektieren und neue therapeutische Ansätze zu finden. Auch das Gehirn steuere Appetit, Energiehaushalt und Glukosemetabolismus. Stichwort Insulin: Das Hormon gelange nach der Nahrungsaufnahme ins Gehirn und aktiviere dort Rezeptoren. Das beeinflusse Essverhalten, Glukoseaufnahme in Muskel- und Fettgewebe sowie die Insulinsekretion aus der Bauchspeicheldrüse. „Das Gehirn scheint als zentrale Instanz in der Regulation dieser Fettverteilung zu wirken – ein Mechanismus, der bislang unterschätzt wurde“, konstatiert Heni.