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27.09.2024

Ärztekammer Westfalen-LippeDie Frage nach einer gerechten Verteilung

Münster (pag) – Der medizinische Fortschritt ermöglicht immer neue und bessere Diagnosen und Behandlungen. Doch Ärztinnen und Ärzte müssen ihr Handeln nicht nur am medizinischen Bedarf, sondern auch unter ökonomischen Gesichtspunkten ausrichten. „Dies bringt viele Ärztinnen und Ärzte in ein ethisches Dilemma“, stellt Dr. Hans-Albert Gehle, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, auf dem Ethikforum der Kammer in Münster fest.

„Fortschrittshoffnungen und Grenzerfahrungen“, so der Titel des Ethikforums, bestimmen den Alltag im Gesundheitswesen derzeit gleichermaßen. Wie muss sich das Gesundheitswesen aufstellen, damit jede Patientin und jeder Patient vom medizinischen Fortschritt profitieren kann? 

Das ist in Vorträgen und Diskussion ebenso Thema wie die Frage, ob weniger in der Medizin manchmal mehr sein kann. Zwar seien viele Krankheiten heute besser als früher erkennbar und zu behandeln, erläutert Gehle. Doch führe dies auch zu einer deutlichen Kostensteigerung und enormem finanziellen Druck auf das Gesundheitswesen. „Wir müssen uns immer mehr fragen, ob das Machbare in Zukunft überhaupt noch finanziell leistbar ist“, gibt der Kammerpräsident zu bedenken. Auch sei fraglich, ob für den steigenden Bedarf an Gesundheitsleistungen genügend Ärztinnen, Ärzte und Fachkräfte zur Verfügung stehen. Viele kehrten dem Beruf im Gesundheitswesen aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen den Rücken.

„Wir brauchen ein Gesundheitssystem, in dem jeder Patient die Behandlung bekommt, die er benötigt“, fordert Gehle. Dazu brauche es ein Finanzierungssystem, das sowohl eine Unter- als auch eine Überversorgung verhindert. Immer öfter werde sich zudem die Frage nach einer gerechten Verteilung der begrenzten Ressourcen im Gesundheitswesen gestellt. „Wir müssen daher über eine effizientere Patientensteuerung nachdenken. Einen uneingeschränkten Zugang zum Gesundheitswesen wie in Deutschland gibt es in keinem anderen Land. Wir brauchen eine bessere und effizientere Koordination, um Patienten besser durch das Gesundheitssystem zu leiten.“

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