Welt-Sepsis-Tag Die unterschätzte Gefahr
Berlin (pag) - Rund 230.00 Menschen erkranken laut der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) jährlich in Deutschland an einer Sepsis, mindestens 85.000 davon versterben. Ein Grund ist, dass es trotz der Häufigkeit wenig Wissen über die Erkrankung gibt. Anlässlich des Welt-Sepsis-Tages am 13. September fordern Fachgesellschaften, Forschungsinstitute, die WHO und Verbände die Politik auf, mehr Maßnahmen zu ergreifen.
Es müsse für mehr Aufklärung gesorgt und auf nationaler, regionaler und globaler Ebene verstärkt Maßnahmen gegen die Sepsis ergriffen werden, heißt es in der „Berliner Deklaration“ der Allianz. Weltweit sei Sepsis eine der Hauptursachen für Todesfälle, Behinderungen und Ausgaben im Gesundheitswesen: Im Jahr 2017 sind weltweit elf Millionen Kinder und Erwachsene an der Krankheit gestorben. Die Allianz ruft die UN-Nationen, „alle wichtigen Akteure im Bereich der globalen Gesundheit“ und schließlich die Staats- und Regierungschefs der G7 und G20 auf, die Prävention, die Diagnose und die Klinische Behandlung der Sepsis zu verbessern.
„Die meisten Sepsis-Fälle sind vermeidbar“, betont Konrad Reinhart, Vorsitzender der Sepsis Stiftung auf der zentralen Veranstaltung zum Welt-Sepsis-Tag in Berlin. Unter anderem spiele die Früherkennung eine bedeutsame Rolle für die Behandlung. „Die Sepsis-Sterblichkeit ist in Deutschland viel zu hoch und macht mehr Todesfälle im Krankhaus aus als Schlaganfälle und Herzinfarkt zusammen“, ergänzt Ruth Hecker, Vorsitzende vom Aktionsbündnis Patientensicherheit.
Weiterhin unterschätzt sind laut Experten auch die zum Teil gravierenden Langzeitfolgen einer Sepsis. Drei von vier Menschen, die eine Sepsis durchgemacht haben, erleben im ersten Jahr nach der Heilung eine weitere Diagnose, vor allem von neuromuskulären oder kardiovaskulären Erkrankungen, berichtet Carolin Fleischmann-Struzek vom Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene des Universitätsklinikums Jena. Bei knapp einem Drittel folge auf eine Sepsis Pflegebedürftigkeit im ersten Folgejahr. Mehrere Forschungsprojekte beschäftigen sich in den kommenden Jahren mit der besseren Versorgung von Sepsis-Überlebenden.