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02.03.2022

Digitalisierung DiGA-Skepsis bei den Kassen

Berlin (pag) – Ärzte haben zwischen dem 1. September 2020 und 30. September 2021 rund 45.000 Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) verordnet, 5.000 weitere genehmigten die Kassen. Insgesamt 8.600-Mal und damit am häufigsten wurde die DiGA Kalmeda gegen Tinnitus eingelöst. Die meisten Anwendungen, etwa ein Drittel, verschrieben Hausärzte. Das verrät der erste DiGA-Bericht des GKV-Spitzenverbands (GKV-SV), der die Nachfrage angesichts der Zahlen als „verhalten“ bezeichnet.

Der Verband kritisiert, dass die Hersteller im ersten Jahr der Zulassung die Preise frei wählen können, „auch wenn kein innovatives Konzept besteht und keine Evidenz vorliegt“, so GKV-Vorstandsmitglied Stefanie Stoff-Ahnis. Das müsse geändert werden. Laut Bericht liegen die Preise „zum Teil deutlich über den Vergütungen für konventionell erbrachte Leistungen in der GKV“. Im ersten DiGA-Jahr hätten die Krankenkassen rund 13 Millionen Euro für die Apps auf Rezept ausgegeben. Der durchschnittliche Preis liege bei rund 400 Euro im Quartal. Für Stoff-Ahnis ist ein beträchtlicher positiver Effekt für die Versorgung eine essenzielle Bedingung für die Erstattung. Das sieht der GKV-SV nach einem Jahr noch nicht gegeben, da von den zugelassenen Apps drei Viertel lediglich zur Erprobung gelistet seien.

Für die Zulassung ist das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) per Fast-Track-Verfahren verantwortlich. Dadurch sieht der GKV-SV eine „Diskrepanz einerseits hinsichtlich der vergleichsweise niedrigen Zugangsvoraussetzungen für DiGA in Bezug auf den Nutzennachweis und andererseits hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit“. Er wünscht sich eine Angleichung der Rahmenbedingungen von DiGA mit anderen GKV-Leistungsbereichen. Industrievertreter stoßen sich an der Kritik des GKV-SV. „Im noch jungen Leistungsbereich der DiGA muss den Herstellern die Chance und die Zeit zur Evidenzgenerierung gegeben werden“, findet Dr. Hubertus Cranz, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller.

Der Schwerpunkt der bisher zugelassenen Apps liegt laut Bilanz auf psychischen Erkrankungen (40 Prozent). Von den 50.000 verordneten Apps seien knapp 40.000 tatsächlich eingelöst worden.

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