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07.04.2020

Report DPtV: Psychotherapeutische Sprechstunde hat sich bewährt

Berlin (pag) – Fast 18 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter seelischen Erkrankungen. Das geht aus dem „Report Psychotherapie 2020“ vor, den die Deutsche Psychotherapeuten-Vereinigung (DPtV) jetzt veröffentlicht hat.

DPtV-Bundesvorsitzender Gebhard Hentschel verknüpft die Publikation mit der aktuellen Extremlage. „Auch in der Corona-Pandemie halten Kolleginnen und Kollegen die psychotherapeutische Hilfe belasteter Patienten aufrecht. Sie benötigen jedoch ganz dringend neben den Videobehandlungsmöglichkeiten abrechnungsfähige Leistungen, die telefonisch erbracht werden können“, fordert er.
Laut Report sind jährlich 27,8 Prozent der Erwachsenen von psychischen Erkrankungen betroffen. Die Autoren beziehen sich dabei auf die Studie „Psychische Störungen in der Allgemeinbevölkerung“ aus 2016, der „derzeit aktuellsten bevölkerungsrepräsentativen epidemiologischen Studie“ zu dem Thema. Demnach litten 15,4 Prozent an Angststörungen (z.B. Agoraphobie), gefolgt von affektiven Störungen (Depressionen, bipolare Störungen u.a.) mit 9,8 Prozent, Störungen durch Drogen ohne Nikotinsucht (5,7), Zwangsstörungen (3,6), somatoforme Störungen (3,5), psychotische Störungen (2,6) und posttraumatische Belastungsstörungen (2,3).
Laut Hentschel müsse der Vorsatz ambulant vor stationär ernster genommen werden. Psychische Erkrankungen seien mit über 44 Milliarden Euro an direkten Kosten die zweitteuersten Erkrankungen und häufigste Ursache für die Frührente, sagt er. „Dabei liegen die Ausgaben für die ambulante Psychotherapie nur bei einem Bruchteil der gesamten Krankheitskosten.“ Die psychotherapeutische Sprechstunde habe sich bewährt. Sie könne Patienten eine „schnelle diagnostische Abklärung und flexible Unterstützung bieten“. Der Report zeige außerdem die Bedeutung der Prävention: Gerade langfristige Rezidivprophylaxe-Strategien zur Verhinderung und Abmilderung von schweren, chronischen Verläufen sollten ermöglicht werden.