GKVDrohen Einsparungen im Arzneimittelbereich?
Berlin (pag) – Dunkle Wolken ziehen über der Gesundheitspolitik auf, befürchtet Thomas Müller, Abteilungsleiter für Arzneimittel beim Bundesgesundheitsministerium: „Im schlimmsten Fall werden nächstes Jahr auch Kostendämpfungen Thema werden. Hinter den Kulissen ist das heute schon ein Thema.“
Seine Einschätzung gibt er bei der 70. Mitgliederversammlung von Pharma Deutschland in Berlin ab. Die Ankündigung steigender Beitragssätze durch den Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD), habe diesem viel Kritik eingebracht. Zwar sei der Minister beim Thema Arzneimittel extrem innovationsoffen, die Politik müsse aber auch Budgets im Auge behalten. Bei Arzneimitteln habe man Kostensteigerungszahlen im zweistelligen Bereich. Selbst wenn man Effekte wie Herstellerrabatte rausrechne, blieben noch sieben Prozent.
Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin von Pharma Deutschland, kritisiert, dass bei schwieriger Finanzlage reflexartig Einsparungen im Arzneimittelbereich vorgeschlagen würden. Es sei nicht so, dass man bei der Kostenübersicht heraussteche: „Wir haben Kostensteigerungen, diese sind aber konstant und nicht sprunghaft.“ Nicht zuletzt wegen des demographischen Wandels stiegen die Kosten in allen Bereichen des Gesundheitswesens an. Und man bringe auch viel Geld wieder rein – Brakmann vertritt ihre Branche selbstbewusst mit den Worten „Pharma schlägt Auto“. Statt über Dämpfungen zu sprechen, sollte man gemeinsam innovative Ideen entwickeln, wie gespart werden könne. Ein Vorschlag sei, bestimmte Arzneimittel aus der Verschreibungspflicht zu entlassen. Durch Selbstmedikation könne man 1,4 Milliarden Euro einsparen.
Ganz pessimistisch ist auch Müller nicht: Die Nationale Pharmastrategie sei ein großer Erfolg, bei der Regulatorik gebe es Fortschritte und man habe erkannt, „dass das Vergütungsniveau bei den Generika vorsichtig angehoben werden muss“.
Einigkeit besteht in den Punkten, dass man beachten müsse, dass der Pharmastandort nicht durch zu hohe Umweltauflagen der EU kaputtgemacht werde. Im Sinne der Arzneimittelhersteller ist auch, dass sich Deutschland gegen den Vorschlag der EU-Kommission stark macht, den Unterlagenschutz bei Arzneimitteln zu lockern.