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26.11.2021

Debatte Eine Chance für die sektorenübergreifende Versorgung
 

Berlin (pag) – Eine strukturelle Erneuerung der Versorgungslandschaft im Gesundheitswesen und wirkliche Reformen – das erhoffen sich die Teilnehmer der Veranstaltung „AOK im Dialog“ von der neuen Bundesregierung.

Eine Stunde zuvor haben die Ampel-Parteien ihren Koalitionsvertrag vorgestellt. Nach Ansicht von Prof. Jonas Schreyögg vom Hamburg Center for Health Economics, der an den Beratungen beteiligt war, stehen „sehr viele gute Sachen“ in dem Papier. Vieles lasse sich kurzfristig umsetzen, zum Beispiel Weiterentwicklung der Krankenhausvergütung, sektorengleiche Pauschalen, Reform der Notfallversorgung. Bis es komplett umgesetzt sei, werde es aber einige Zeit dauern, denn „das ist schon sehr strukturverändernd“. Darüber hinaus gibt es aber auch noch „dickere Bretter“ wie die sektorenübergreifende Versorgung oder kommunale Gesundheitszentren.

Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha ist „ein bisschen stolz auf uns Koalitionäre“, dass sie sich trotz unterschiedlicher parteipolitischer Traditionen auf eine Stärkung der sektorenübergreifenden Versorgung einigen konnten. „Diese muntere Debatte hat gezeigt, dass wir in der Geisteshaltung relativ schnell zusammenkommen, aber was die richtigen Instrumente sind, da werden wir miteinander noch ein bisschen debattieren müssen.“

„Wir haben jetzt eine lange Legislatur hinter uns, wo strukturell ganz wenig passiert ist“, kritisiert Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes. Das müsse sich jetzt ändern. Baustellen gebe es viele: Die Versorgungsprozesse funktionierten nicht gut, Qualität komme zu kurz, die Versorgung sei sehr teuer, es gebe zu viel Personal und zu viele Standorte, Überversorgung in der Stadt und Unterversorgung auf dem Land. Er hofft, dass die sektorenübergreifende Versorgung eine Priorität für die Ampel wird.

Für Kliniken, die um ihre Existenz kämpfen, sieht Dr. Francesco De Meo, CEO von Fresenius Helios, Chancen im Koalitionsvertrag. Er plädiert für Entwickeln statt Abwickeln, zum Beispiel in Form von Versorgungsverbünden. In den nächsten zwei bis vier Jahren könne die Koalition „tatsächlich Entwicklungspotenzial und eine Chance für die Zukunft geben“.

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