DigitalisierungePA startet in Modellregionen
Berlin (pag) – Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD) sieht mit der elektronischen Patientenakte (ePA) für alle gesetzlich Versicherten „eine neue Epoche in der Medizin“ angebrochen. Neben besserer Behandlungsqualität, etwa bei der Arzneimitteltherapiesicherheit, erwartet er große Einsparungen.
„Vier Wochen lang testen wir die ePA auf Herz und Nieren im Praxisalltag in Franken, Hamburg und Nordrhein-Westfalen“, beschreibt Lauterbach die Testphase. Alle rund 70 Millionen Versicherte der gesetzlichen Krankenkassen erhalten eine ePA, wenn sie nicht im Opt-out-Verfahren widersprechen. Die Akten werden nun von den Kassen angelegt. Rund 300 Praxen, Apotheken und Kliniken nehmen an der Testphase teil. Nach einer Auswertung soll der bundesweite Roll-out starten. „Ich gehe davon aus, dass das im März oder April geschehen wird“, so der Minister. Dr. Florian Fuhrmann, der gematik-Geschäftsführer, erklärt den neuen Charakter der Akte: „Wir wechseln von einer bisher organisationszentrierten Datenhaltung im Gesundheitswesen hin zu einem patientenzentrierten Datenmanagement.“ Dadurch werde die Versorgungsqualität gesteigert, Ressourcen gespart und Kosten gesenkt.
In der Gesundheitsbranche herrscht vielfach Skepsis: Erst Ende Dezember hatte der Chaos Computer Club (CCC) gravierende Mängel bei der Datensicherheit offengelegt. Zahlreiche gesundheitspolitische Akteure fordern in einem offenen Brief an Lauterbach, dass „alle berechtigten Bedenken vor einem bundesweiten Start der ePA glaubhaft und nachprüfbar ausgeräumt werden“ müssten. Die Bewertung der Ergebnisse aus der Modellregion dürfe außerdem nicht ohne das Mitwirken von Patienten, Ärzten und anderen Organisationen der digitalen Zivilgesellschaft stattfinden. Zu den Unterzeichnern gehören die BAG Selbsthilfe, der CCC, die Deutsche Aidshilfe, der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen, MEDI und der Verbraucherzentrale Bundesverband.
Lauterbach betont das vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik überprüfte und bestätigte „hohe Sicherheitsniveau“ der ePA. Zu „100 Prozent ausgeschlossen“ werde der Massenzugriff auf alle 70 Millionen Akten. Davor werde es keinen bundesweiten Roll-out geben. Bei der Schließung der vom CCC gezeigten Lücken sei man gerade in der Umsetzungsphase.