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30.10.2024

AlzheimerErste kausale Therapie und Forschungsfortschritte

Berlin (pag) – Es liegt nahe, dass der demografische Wandel auch zu steigenden Alzheimer-Diagnosen führen wird. Wie sich das Gesundheitssystem vorbereiten kann und welche neuen Therapien aufkommen, beleuchten die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde und die Deutsche Gesellschaft für Neurologie.

Aktuell leben hierzulande etwa 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenz. Bis 2050 dürfte die Zahl deutlich in die Höhe klettern: 2,7 Millionen Menschen erkranken laut Prognose des Deutsches Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE). Davon sind etwa zwei Drittel auf eine Alzheimer-Erkrankung zurückzuführen.

Doch gibt es Grund zur Hoffnung. „Nach 40 Jahren Forschung ist es nun erstmals gelungen, mit modernen Antikörpertherapien kausal in den Krankheitsmechanismus einzugreifen“, erklärt Prof. Frank Jessen, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Uniklinik Köln. Damit das Fortschreiten der Krankheit verzögert werden kann, müssten Patienten in einem frühen Stadium behandelt werden. Häufig blieben Erkrankte jedoch viele Jahre unter dem Radar. „Die Zeit des therapeutischen Nihilismus ist vorbei. Wir können medikamentös Einfluss auf Alzheimer nehmen, daher sollten Frühsymptome ernstgenommen, abgeklärt und Versorgungsstrukturen geschaffen werden“, appelliert Jessen. Noch ist die neue Therapie in Deutschland nicht zugelassen. 

Fortschritte gebe es auch in der Früherkennung. „Vieles spricht dafür, dass wir perspektivisch mit einem einfachen Bluttest unkompliziert und schnell eine Alzheimer-Krankheit in sehr frühen Stadien diagnostizieren können“, erklärt Prof. Agnes Flöel, Direktorin der Klinik und Poliklinik Neurologie der Universitätsmedizin Greifswald. Sie erkennt derzeit eine Intentions-Verhaltens-Lücke in der Gesellschaft. Stichwort Prävention: Viele Risikofaktoren seien bekannt – und etwa 45 Prozent aller Demenzen sind durch Prävention vermeidbar. 

Von der Politik fordern die Akteure insbesondere mehr Forschungsmittel, neue Versorgungskonzepte, die Zugang zur Früherkennung und -therapie schaffen, sowie Informations- und Präventionskampagnen. 

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