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14.07.2020

Grippe Erstes Modellprojekt für Impfung in Apotheken

Düsseldorf (pag) – Der Apothekerverband Nordrhein (AVNR) und die AOK Rheinland/Hamburg einigen sich auf das nach ihren Angaben bundesweit erste Modellprojekt zur Influenzaimpfung. Weitere sind in Planung. Die Kritik der Vertragsärzteschaft lässt nicht lange auf sich warten.

In der Region Nordrhein können sich Menschen ab Herbst zur kommenden Grippesaison in Apotheken impfen lassen. Das Modellprojekt geht auf das Masernschutzgesetz zurück. Es ist auf drei Jahre angesetzt und werde nach allgemein anerkannten wissenschaftlichen Standards begleitet und ausgewertet, informieren die Vertragspartner. Auf Anfrage der Presseagentur Gesundheit teilt die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) mit, dass für Impfungen und Aufklärungsgespräch ein geeigneter Raum in der Apotheke zur Verfügung stehen müsse. Um impfen zu dürfen, hätten Apotheker eine Schulung zu absolvieren. Vermittelt werden soll dabei nicht nur die Handhabung der Impfung selbst, sondern auch die Beachtung von Kontraindikationen sowie die Ergreifung von Notfallmaßnahmen.

Ziel des Gesetzgebers ist die Erhöhung der Durchimpfungsrate. Bislang seien nur rund 35 Prozent der Bundesbürger ab 60 Jahren gegen Grippe geimpft, sagt AVNR-Vorsitzender Thomas Preis. Weltgesundheitsorganisation und der Nationale Impfplan für Deutschland peilen 75 Prozent an. Preis sieht das Modellvorhaben als „eine Ergänzung zum Impfangebot der Ärzteschaft“.

Diese ist nicht begeistert. „Nur Ärztinnen und Ärzte sind qualifiziert für die Impfanamnese, den Ausschluss akuter Erkrankungen und die Aufklärung zur Impfung“, meint der Präsident der Ärztekammer Nordrhein Rudolf Henke.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung äußert ebenfalls Kritik. „Notwendig ist das nicht“, glaubt deren Vizechef Dr. Stephan Hofmeister. Eine Unterstützung durch die Apotheker sei nur dann denkbar, wenn es bei den impfenden Ärzten eine „katastrophale Notlage“ gäbe. Die sei nicht absehbar.

Bei einem Projekt wird es gewiss nicht bleiben. „Dazu gibt es intensive Gespräche in verschiedenen Bundesländern und auch auf Bundesebene – den Ergebnissen wollen wir nicht vorgreifen“, teilt die ABDA mit.