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08.05.2020

Pflege in Corona-Zeiten Ethische Schützenhilfe bei Priorisierung

Hannover (pag) – „Die Priorisierung bestimmter Pflegeleistungen und die Frage nach einer gerechten Verteilung stellen für Pflegefachpersonen ethische Herausforderungen dar.“ So heißt es in einem Standpunkt, den die Ethikkommission der Pflegekammer Niedersachsen zur Corona-Pandemie veröffentlicht hat. Er soll Pflegenden als Orientierungshilfe für die Praxis dienen.

Die aktuell vorhandenen Ressourcen werden voraussichtlich nicht ausreichen, um den Versorgungsauftrag auszufüllen, steht in dem sechsseitigen Text. Daher werden Pflegefachpersonen absehbar in allen Versorgungsbereichen mit schwerwiegenden und belastenden Entscheidungssituationen konfrontiert. Die Autoren betonen, dass die Pflegenden in der Pandemie eine zentrale Rolle einnehmen und sich für „Gleichheit und soziale Gerechtigkeit bei der Verteilung von knappen Ressourcen im Gesundheitswesen“ einsetzen. Sie empfehlen ihnen unter anderem, ihre eigenen Wertvorstellungen zu verbalisieren und moralische Konfliktsituationen offen anzusprechen. Auch auf Ethikberatungen wird in dem Standpunkt verwiesen, das Problem ist jedoch: In Niedersachsen existierten noch keine ausreichenden Strukturen für solche Beratungsangebote. Sinnvoll sei es daher, dass Priorisierung und Verteilen von Pflegeleistungen nach dem Mehraugen-Prinzip erfolge. Grundsätzliche mahnen die Experten auch eine nachhaltige Veränderung des Gesundheitswesens an: Die zunehmende Ökonomisierung sowie das ökonomische Anreizsystem seien kritisch zu überdenken, Care-Arbeit müsse aufgewertet werden.

Zum ethischen Standpunkt: https://ethikkommission.pflegekammer-nds.de/files/images/ethik/EK-PK-NDS-Ethischer-Standpunkt-1.pdf