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03.01.2022

Studie Ethnie der Patienten spielt bei Ärzten keine Rolle

Berlin (pag) – Werden türkische Patientinnen und Patienten von deutschen Ärzten diskriminiert? Diese Frage beantwortet eine experimentelle Studie aus Österreich. Das Ergebnis: Mehr als die Abstammung spielt die Versicherung eine Rolle bei der Terminvergabe.

Rund 3.000 Arztpraxen aus verschiedenen Fachgebieten in 79 deutschen Großstädten wurden per Mail kontaktiert und um einen Termin gebeten. Absender waren die fiktiven Patienten „Christian Schmidt“ und „Ahmet Yilmaz“. Deutschland haben sich die Wirtschaftsuniversität Wien und Johannes Kepler Universität Linz einer Mitteilung zufolge für die Studie ausgesucht, weil es „ein exzellentes Testfeld für ethnische Diskriminierung“ sei: Da der Versicherungstyp der Patienten den Umsatz der Ärzte determiniert und „die ethnische Zugehörigkeit eigentlich keinen Einfluss haben sollte“. In der Studie wurde vor allem untersucht, ob sich die Rate der vergebenen Termine über die unterschiedlichen fiktiven Patienten unterscheidet. Außerdem wurde auch die Dauer bis zur Antwort, die Dauer bis zum Termin oder etwaige Angaben zur voraussichtlichen Wartezeit in der Praxis analysiert.

Die Studie zeige, dass die ethnische Zugehörigkeit per se keinen Effekt auf den Erhalt eines Termins oder auf die Wartezeiten hat. Wie bereits in anderen Studien nachgewiesen, sei die Krankenversicherung „stark ausschlaggebend“. Nach den Ergebnissen bekommen GKV-Versicherte in 41 Prozent der Fälle einen Termin. Bei PKV-Versicherten liegt der Wert bei 54 Prozent. Weitere Unterschiede zwischen GKV- und PKV-Patienten ergeben sich hinsichtlich der grundsätzlichen Beantwortung der E-Mails (72 versus 75 Prozent), der Wartezeit auf einen Termin (plus 8 Stunden) und der Häufigkeit, mit der sie eine lange Wartezeit in der Praxis in Aussicht gestellt bekommen (22 versus 15 Prozent).

Das Ergebnis, dass keine Diskriminierung von Deutsch-Türken vorliegt, „mag überraschen“, sagen die Studienautoren. Die strukturellen Unterschiede, die es in der Vergütung von GKV- und PKV-Patientenbehandlungen gebe, schaffe „dennoch Barrieren für wirtschaftlich benachteiligte Gruppen“, zu der auch Deutsch-Türken überdurchschnittlich zählten.