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29.10.2020

Diabetischer FußEtwa jede zweite Amputation unnötig

Berlin (pag) – Das diabetische Fußsyndrom (DFS) ist eine der häufigsten Folge- und Begleiterkrankungen bei Diabetes Typ 1 und Typ 2. Hierzulande werden jährlich bis zu 50.000 Amputationen aufgrund eines DFS durchgeführt. Diese Zahl könnte deutlich reduziert werden, konstatieren Experten.

Im Vorfeld der 14. Diabetes Herbsttagung macht die Arbeitsgemeinschaft (AG) Diabetischer Fuß der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) auf das Thema aufmerksam. Geeignete Präventionsmaßnahmen und interdisziplinäre ärztliche Zusammenarbeit könnten vielen Betroffenen die Amputation ersparen, sagt AG-Sprecher Dr. Michael Eckhard. „Rund die Hälfte wäre vermeidbar“, meint er. Beim DFS komme es auf eine frühzeitige Zuweisung des Patienten an eine spezialisierte Behandlungseinrichtung an. „In zertifizierten Zentren liegt die Rate der Major-Amputationen nur bei etwa drei Prozent, während sie in der Regelversorgung dagegen noch bei über zehn Prozent liegt“, betont Eckhard. Er fordert daher: „Alle Menschen mit DFS müssen an ein multidisziplinäres Fußbehandlungsteam verwiesen werden – und zwar ohne Verzögerung.“ Wie die Entstehung eine Fußulkus verhindert werden kann, ist Gegenstand derzeitiger Pilotstudien unter der Ägide der AG.

Der Gemeinsame Bundesausschuss hat dieses Jahr beschlossen, dass Patienten mit einem DFS vor einer geplanten Amputation einen Rechtsanspruch auf eine unabhängige ärztliche Zweitmeinung haben. Die AG ist derzeit an einem Stellungnahmeverfahren zu einer Entscheidungshilfe für Amputationen beim DFS beteiligt, die vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen erstellt wurde. Darüber hinaus hat die DDG ein Tool auf telemedizinischer Basis entwickelt, welches eine zeitlich und örtlich unabhängige qualifizierte Zweitmeinung ermöglicht. Es soll dem Patienten eine zeitgerechte Entscheidungshilfe an die Hand zu geben, ohne die Versorgungseinrichtung verlassen zu müssen. Denn bei großen, sogenannten Major-Amputation ist die Situation immer dringlich und erfordert eine Entscheidung binnen maximal 36 Stunden.

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