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14.11.2022

Diskussionsrunde EU-Gesundheitsdatenraum: Motor oder Bremse?

Berlin (pag) – Bis der gemeinsame Europäische Gesundheitsdatenraum (European Health Data Space, EHDS) steht, dauert's noch. Mitte oder Ende 2023 ist realistisch, glauben Experten. Auf der Jahrestagung „Health“ des Handelsblatt zeigen sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Diskussionsrunde aber durchaus optimistisch. Besonders in die Forschungsdatennutzung setzen sie Hoffnungen.
 

„Der mögliche Mehrwert entsteht aus der Sekundärdatennutzung“, ist sich Ibo Teuber sicher, Sector Lead Health Care beim Beratungsunternehmen Deloitte. Er meint die Daten, die der Forschung und damit auch möglicherweise der Industrie, zur Verfügung stünden. So etwa könnten europaweite Patientenkohorten abgedeckt werden. Essenziell sei, dass dieser Mehrwert bei den Bürgern ankomme, wünscht sich Mina Luetkens, Gründerin der gemeinnützigen Organisation Patients4Digital. Man sei dabei, versichert Dr. Nilofar Badra-Azar. Sie ist Referentin im Bundesgesundheitsministerium (BMG) und dort Mitglied der Projektgruppe Datenraum Gesundheit. Die elektronische Patientenakte etwa könnte ein erster Schritt sein.

Luetkens hofft, dass der EHDS Druck auf die seit Jahrzehnten existierende „etablierte Stakeholder-Landschaft“ ausübt. Der EHDS könnte als Motor oder Katalysator fungieren. Oder doch als Ausrede, um auf die Bremse zu drücken? Nach dem Motto: Füße still halten, bis der EHDS Realität ist. „Das wird nicht passieren“, unterstreicht Badra-Azar. Sie betont, dass das BMG durch das geplante Gesundheitsdatennutzungsgesetz Vorarbeit leisten werde. Dieses soll definitiv vor dem gemeinsamen EU-Gesundheitsdatenraum stehen und in Kraft treten. Konflikte zwischen beiden solle es nicht geben. „Wir wollen keine Parallelstrukturen“, betont sie. Prof. Sylvia Thun, Universitätsprofessorin für Digitale Medizin und Interoperabilität an der Charité, erwähnt, dass gewisse Voraussetzungen für einen EU-Gesundheitsdatenraum bereits in Deutschland geschaffen wurden. Den Architekten des EHDS gibt sie mit auf dem Weg: „Bitte keine Technologien in das Gesetz schreiben, sondern den Nutzen zeigen.“