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13.03.2025

ArzneimittelEU-Kommission wird gegen Medikamenten-Engpässe aktiv

Brüssel (pag) – Jetzt ist es so weit: Die EU-Kommission legt am 11. März den Gesetzentwurf zum Critical Medicines Act (CMA) vor. Damit sollen europaweit Engpässe bei wichtigen Arzneimitteln bekämpft werden. Das Papier, das die EU-Kommission innerhalb der ersten 100 Tage ihrer Amtszeit erarbeitet hat, sieht verschiedene Maßnahmen vor.

Dazu gehört, dass die Produktion von Medikamenten wieder verstärkt in der EU stattfinden soll, berichtet Science Media Center Germany (SMC). Zudem sollen Lieferketten diversifiziert werden. Beliefern Hersteller vorrangig den EU-Markt, sollen sie von schnelleren Genehmigungen profitieren. Die öffentliche Medikamentenbeschaffung soll nicht ausschließlich nach dem günstigsten Preis erfolgen. Ausgangsmaterialien für wichtige Arzneien müssten aus vielfältigen Quellen kommen, heißt es weiter. Die Lieferketten müssten zudem stärker überwacht werden. Der CMA soll ferner die EU-Pharmareform ergänzen. 

Zur geplanten Förderung europäischer Produktionskapazitäten verweist der vom SMC befragte Prof. David Francas, Professor für Daten- und Lieferkettenanalyse von der Hochschule Worms, auf das hierfür explizit genannte, indikative Budget, das für 2026 bis 2027 rund 80 Millionen Euro betrage. Dies entspreche ungefähr den in früheren Studien geschätzten Kosten für die Rückverlagerung eines einzigen Antibiotika-Wirkstoffs. Durch den CMA werden dagegen rund 280 Wirkstoffe adressiert. Der Experte bezweifelt daher, „dass eine derartige finanzielle Ausstattung für eine umfangreiche Stärkung ausreichen oder gar zur Umkehr der Abhängigkeit von Asien führen wird“. 

Die ersten Verbändereaktionen fallen positiv aus. Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika, sagt etwa: „Die Kommission hat verstanden, dass man das Engpass-Problem endlich politisch angehen muss.“ Allerdings gibt Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin von Pharma Deutschland, zu bedenken, dass die europäische Gesundheitsversorgung nicht nur einen Notfallplan, sondern auch eine nachhaltige und langfristige Stärkung des EU-Pharmamarktes benötige. „Die Tatsache, dass wir den Critical Medicines Act benötigen, sollte von der Politik auch als Weckruf verstanden werden.“
Die beiden Organisationen sowie der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie warnen davor, dass die Intentionen der Initiative durch die Kommunale Abwasserrichtlinie konterkariert werden.

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