HIV-Medikament Fachgesellschaften: „Lebenswichtige Medikamente“ nicht verfügbar
Berlin (pag) – Der Hersteller Gilead wird sein neues Medikament Lenacapavir zur Behandlung HIV-positiver Menschen nicht auf den deutschen Markt bringen. Drei Fachgesellschaften führen diese Entscheidung auf das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-FinStG) zurück. In einem Schreiben wenden sie sich an Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD) und fordern eine Kurskorrektur.
Gerade bei schwer zu behandelnden, antiretroviral vorbehandelten HIV-positiven Menschen mit Mehrklassenresistenzen sei das Medikament von hoher Bedeutung, erläutern die Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG), die Deutsche Arbeitsgemeinschaft HIV- und Hepatitis kompetenter Apotheken (DAHKA) und die Deutsche Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärztinnen und Ärzte für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin (dagnä). Sie kritisieren mit Blick auf die AMNOG-Änderungen im GKV-FinStG: „Der gesetzlich intendierte Wirkmechanismus zur Dämpfung von Arzneimittelkosten führt im Ergebnis zu einer Nichtverfügbarkeit von lebenswichtigen Medikamenten in Deutschland.“ Dies stehe dem berechtigten Interesse der Patienten an innovativen und wirksamen Therapieoptionen diametral entgegen.
Den drei Organisationen zufolge habe das GKV-FinStG dazu geführt, dass mehrere Firmen ihre innovativen Präparate im infektiologischen oder onkologischen Bereich trotz einer europäischen Zulassung in Deutschland nicht in den Verkehr gebracht haben. Beispielhaft nennen sie die hämatoonkologischen Präparate Amivantamab, Teclistamab und Nivolumab/Relatlimab sowie die antiretrovirale Substanz Lenacapavir. Anschließend werfen sie die Frage auf, ob „die Vermeidung von Kosten durch Vermeidung von Zugang zu innovativen Medikamenten das Ziel des Gesetzgebers ist“.
DAIG, DAHKA und dagnä hoffen jetzt darauf, dass diese „Fehlsteuerungen“ im Rahmen der anstehenden Evaluation und Nachsteuerung des GKV-FinStG Berücksichtigung finden.