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14.05.2021

Vorsorge Familiärer Darmkrebs bleibt unerkannt

Stuttgart (pag) – Menschen, die vor ihrem 50. Lebensjahr an Darmkrebs erkranken, werden durch das deutsche Programm zur Früherkennung nicht erfasst. Der wichtigste Risikofaktor für eine solch frühe Erkrankung ist eine familiäre Belastung für Darmkrebs.

Die Darmkrebsvorsorge decke die 90 Prozent der Patienten ab, die nach dem 50. Lebensjahr an dem Karzinom erkranken, nicht aber die 10 Prozent, bei denen es bereits in jüngeren Jahren auftritt, berichtet Chefarzt Prof. Frank Kolligs vom Helios Klinikum Berlin-Buch auf der Jahres-Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Das Programm „reicht nicht aus, um die Menschen zu erkennen, die durch ihre familiäre Belastung besonders gefährdet sind“.

Etwa zehn Prozent aller Erwachsenen haben einen Verwandten ersten Grades mit Darmkrebs. Das Risiko zu erkranken ist umso höher, umso jünger der Verwandte bei der Diagnose war, umso mehr Verwandte betroffen sind und umso enger der Verwandtschaftsgrad ist. „Während das Risiko, im Laufe seines Lebens an Darmkrebs zu erkranken, für die Allgemeinbevölkerung bei etwa fünf bis sechs Prozent liegt, ist dieses Risiko in der Bevölkerung mit einem familiären Risiko um das Zwei- bis Sechsfache höher“, sagt Kolligs.

Die Leitlinie Darmkrebs empfiehlt, dass Menschen bereits zehn Jahre vor dem Erkrankungsalter des Verwandten zur Vorsorgedarmspiegelung gehen sollten, spätestens jedoch im Alter von 40 bis 45 Jahren. Um das Darmkrebsrisiko für junge Menschen mit familiärer Belastung zu reduzieren, empfiehlt Kolligs vier Maßnahmen: Beginnend mit dem 35. Lebensjahr sollte beim Arztbesuch regelmäßig die familiäre Krebsbelastung erfragt werden. Die Einladung zum Screening sollte Informationen zum Thema enthalten. „Das ist wichtig, um Familien überhaupt über dieses wichtige Thema aufzuklären.“ Bei familiärer Belastung sollte zudem ein Anspruch auf eine Darmkrebsvorsorge vor dem 50. Lebensjahr verankert werden. Außerdem fordern die Gastroenterologen ein bundesweites Register mit den Ergebnissen aller Darmspiegelungen.

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