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26.08.2020

IGeL Favoriten fallen beim MDS durch

Berlin (pag) – Der Medizinische Dienst des Spitzenverbands Bund der Krankenkassen (MDS) sieht Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) kritisch. Nichtsdestotrotz zeigen sich 73 Prozent der Versicherten zufrieden mit den Selbstzahlerleistungen. Das ist ein Ergebnis des IGeL-Monitors. Dafür befragte das Marktforschungsinstitut aserto im Auftrag des MDS 2.300 gesetzlich Versicherte.

MDS-Geschäftsführer Dr. Peter Pick warnt auf einer Pressekonferenz geradezu vor diesen Leistungen. „Zwei der Topseller – die Augeninnendruckmessung zur Glaukom-Früherkennung und der Ultraschall der Eierstöcke – schaden eher, als das sie nützen“, sagt er. Diese Leistungen widersprächen den Empfehlungen der ärztlichen Fachgesellschaften. Das gelte laut Monitor auch für den Brustultraschall zur Krebsfrüherkennung.
In der Regel seien es die Ärzte, die die IGeL ins Spiel bringen. Nur in 20 Prozent der Fälle fragten die Patienten selbst danach. Außerdem beklagten zwölf Prozent, dass die Behandlung mit einer Kassenleistung vom Kauf einer IGeL abhängig gemacht wurde. Fast jeder fünfte Befragte habe sich zudem unter Druck gesetzt gefühlt. „Diese Zahlen legen den Verdacht nahe, dass Ärztinnen und Ärzte das geschäftliche Interesse über ihre ärztliche Verpflichtung stellen“, heißt es im Monitor.
Zu einer aktuellen IGeL-Empfehlung lässt sich Dr. Michaela Eikermann, Bereichsleiterin Evidenzbasierte Medizin beim MDS, nicht bewegen. Sie nennt die Stoßwellentherapie bei Fersenschmerz als positives Beispiel aus der Vergangenheit. Diese sei aber mittlerweile Kassenleistung.
In einer weiteren Erhebung mit 6.800 Befragten untersucht der MDS die neue IGeL für Covid-19-Antikörpertests. Demnach sei ein Viertel von ihren Ärzten im Unklaren darüber gelassen worden, ob ein positives Ergebnis auf eine Immunität hinweist. 30 Prozent hätten gar keine Informationen über die Ungenauigkeiten der Tests erhalten. „Falsch-positive Ergebnisse oder falsche Vorstellungen von einer Immunität nach einer vorausgegangenen Infektion können dazu führen, dass sich Menschen in trügerischer Sicherheit wiegen“, warnt Eikermann.

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