Direkt zu:

25.06.2019

Gender-Studie Frauen-Mangel in der Herzforschung schadet dem Fortschritt

Berlin (pag) – Frauen in der Herzforschung sind selten. Eine aktuelle Studie des Kompetenznetzwerks angeborene Herzfehler zeigt, dass in Deutschland weniger als ein Viertel der Forscher auf diesem Gebiet Frauen sind. Dabei bringen ihre Ergebnisse den Standort Deutschland voran.

Mehr Frauen als Männer studieren Medizin. Ihr Anteil liegt derzeit bei 70 Prozent. Doch in der Forschung, auf Chefarztposten und auf Professorenstellen sind sie selten. Das gilt auch für das Fachgebiet Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern (EMAH), in dem dank des medizinischen Fortschritts die Zahl der Patienten steigt. „In solchen dynamisch wachsenden Pionierbereichen wird händeringend nach begabtem Nachwuchs gesucht“, sagt Paul-Gerhard Diller, einer der Autoren der Studie und Oberarzt an der Universitätsklinik Münster.

Die Autoren haben weltweit 35.000 Fachpublikationen aus 66 Ländern von 2006 bis 2015 ausgewertet. Sie stellen fest: 30 Prozent aller Erstautoren im Fachgebiet sind Frauen. Ihr Anteil ist im Untersuchungszeitraum leicht gestiegen und das vor allem in Nordamerika, Nord-, West- und Südeuropa. Deutschland schert nach unten aus: Hier sind nur 22 Prozent der Erstautoren Frauen, was einem Platz im unteren Drittel aller Länder entspricht. Die Studie zeigt auch, dass Publikationen mit einer Erstautorin einen höheren durchschnittlichen Impact-Faktor haben und häufiger zitiert worden sind als die mit einem männlichen Erstautor. Beides habe für die medizinische Laufbahn einen erheblichen Stellenwert, betont Diller. Er resümiert: Der Forschungsstandort Deutschland bleibe hinter seinen Möglichkeiten zurück.

Dass Frauen in der Medizinforschung selten Karriere machen, scheitere auch an männlich dominierten Gremien im Wissenschaftsbetrieb, heißt es in der Studie. „Das bedeutet, dass wir als männliche Vorgesetzte und Entscheider umdenken müssen, um die Gender-Diversität in der Forschung bewusst und gezielt zu fördern“, so Diller.